Zwei Spiele auf Leben und Tod

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Nicht nur in Schillers Königinnen-Drama "Maria Stuart“, sondern auch in Franz Grillparzers einzigem Lustspiel "Weh dem, der lügt!“ geht es um Leben und Tod. Das Schauspielhaus Salzburg verbucht dabei mit "Maria Stuart“ ebenso einen Erfolg wie das Landestheater mit Grillparzers "Weh dem, der lügt!“.

Beide Male haben kräftige Striche die Handlung verschlankt, ohne die Sprachstruktur der Autoren anzutasten. Bei Grillparzer hat man es zu tun mit zwei einander widerstreitenden Kulturen der Germanen und Franken, bei Friedrich Schiller prallen ähnlich Katholizismus und Anglikanismus aufeinander. Bei "Maria Stuart“ hängt dabei ein stummer Auftrag in der Luft, dass jemand der Königin die Hand leihe, die inhaftierte Rivalin zu töten, bevor das Todesurteil gegen sie unterschrieben ist. Einen Mordkomplott übersteht Elisabeth hingegen unbeschadet.

Im Schauspielhaus fokussiert Eva Hosemann ihre Regie auf die letzten drei Tage der Maria. Auf Quadern unterschiedlicher Höhe spielt sich das Drama ab, die Zwänge der Lords und des Konflikts werden in den Kostümen mit Korsagen und Halskrausen für Elisabeths Gefolgschaft angedeutet, das Barockkostüm der Maria konterkariert die spartanische Kleidung der Lords (Ausstattung: Stephan Bruckmeier).

Es geht um die Wahrheit

Die Isolationshaft der Stuart, unterbrochen von der Begegnung mit Elisabeth, wird schließlich mit dem Todesurteil beendet. Die unbeugsamen, mit Schuld beladenen Königinnen - Daniela Enzi als Maria Stuart, Elke Hartmann als Elisabeth - wissen um den Ausgang des Konflikts; Maria ist befreit, Elisabeth wohl zu wenig herrisch, als dass man ihr das selbstsichere Regieren abnähme. Die Lords hingegen sind gut besetzt.

"Weh dem, der lügt!“ fand bei der Uraufführung keine Gnade vor dem Wiener Publikum, in dem Stück geht es bei aller möglichen Vordergründigkeit um ein moralisches Anliegen, um die Wahrheit, die auch zur Täuschung eingesetzt wird. Peter Gruber hat in seiner Regie des Stücks am Landestheater den Küchenjungen des Bischofs, Leon - immer präsent, immer schlagfertig und um Ausreden nicht verlegen Sascha Oskar Weis -, zum Meister des Spiels gemacht. Er bietet an, sich dem Grafen Kattwald zu verkaufen, um den verzogenen Bischofsneffen Atalus zu befreien.

Im fränkischen Personal bewähren sich ferner Gerhard Peilstein (Bischof Gregor) und Peter Marton (Atalus), im germanischen Lager Werner Friedl (Kattwald), Shantia Ullmann (seine Tochter Edrita) und Christoph Wieschke (Galomir) sowie Britta Bayer und Gero Nievelstein in kleineren Rollen. Das ansprechende Bühnenbild und die Kostüme entwarf Andrea Bernd. Beide Stücke kamen zu dem sehr wohl verdienten Premierenapplaus.

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