Die Krankheit, die alle verändert

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Die Filmemacherin und Kamerafrau Ulrike Halmschlager hat ihre an Alzheimer erkrankte Mutter von 2002 bis kurz vor ihren Tod 2007 fotografiert und gefilmt. Daraus ist der 2011 in Cannes ausgezeichnete Film "Ilse, wo bist du?“ entstanden. Das gleichnamige Buch dokumentiert nun mit zahlreichen Fotos den Alltag mit der erkrankten Mutter, gibt Hintergrundinformationen und erzählt von Fragen, die der Tod der Mutter hinterlässt. Morbus Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz. Laut Weltgesundheitsorganisation wird sich die Anzahl der Erkrankten bis 2030 beinahe verdoppeln. Und dennoch wird die Krankheit oft tabuisiert - schließlich verändert sie die Persönlichkeit des Menschen. "In einer langen Phase der Krankheit stehen Lachen und Singen im Vordergrund der Ausdrucksweise“, schreibt Halmschlager. "Meine Mutter hat durch die Krankheit ihre Hemmschwelle verloren. Sie nimmt sich kein Blatt vor den Mund und drückt ihre Gedanken ungeniert aus - zum Glück ohne ordinär zu sein.“ Die Tochter ist ratlos. Sie muss ein neues Verständnis für ihre Mutter finden. Anfangs wehrt sie sich gegen das neue Bild der Mutter, die zusehends schwächer und orientierungsloser wird. Es folgt ein langer Lernprozess, wie man auf die neue Wahrnehmung der Mutter eingehen und ihre Wünsche verstehen könnte. Diese neue Wahrnehmung birgt freilich auch eine Chance: "Menschen mit Demenz werden unser Leben verändern“, so die Autorin. "Wir können von ihnen viel lernen und unsere Wahrnehmung schulen.“

Ulrike Halmschlager will mit ihrem Buch Angehörigen von Alzheimerpatienten Mut machen, sich mit der Krankheit auseinanderzusetzen und sie nicht zu verstecken. Aber sie geht auch auf den Tod der Mutter ein - und die darauf folgende Auseinandersetzung mit sich selbst. Mit "Ilse, wo bist du?“ hat sie einen sehr persönlichen Beitrag zur Enttabuisierung dieser Krankheit geleistet.

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