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Handytelefonieren während einer Diskussion, Piercing in der Zunge, Bruch der Regeln? Geht gar nicht - zumindest nicht in der TV-Show Germany's next topmodel. Das Handy landet im Kübel, das Piercing muss raus, und Regelverstoß wird gnadenlos geahndet. Wer Nummer eins werden will, braucht Disziplin - der Tanzcoach bringt die nötige Autorität mit. Das ist so ungewöhnlich, dass Jugendliche, denen das weder von Lehrern noch von Eltern abverlangt wird, gebannt zusehen. Auch auf höherem Niveau ist es ein Thema: Der frühere Direktor der deutschen Internatsschule Salem Bernhard Bueb belebt mit seiner Streitschrift Lob der Disziplin das Feuilleton.

Das Schulwesen kämpft schwer damit, dass solche Tugenden verloren gegangen sind. Ja, es gibt Gott sei Dank viel weniger Despoten am Lehrerpult. Aber es gibt umgekehrt viel zu viele, denen alles egal ist - zweifellos auch unter den Eltern. Was aber, wenn Autorität und Disziplin nur mehr eine Freakshow im Fernsehen ist? Dann dreht sich die Spirale nach unten: Unternehmen wollen keine Lehrlinge ausbilden, weil sie ihnen zuerst einmal Manieren beibringen müssten. Da holt man lieber Facharbeiter aus dem Ausland.

Die Sozialdemokratie hat in ihrem Wunsch nach Chancengleichheit auf den Begriff Leistung vergessen und Elite immer verabscheut (immerhin ist Alfred Gusenbauer hier eine Ausnahme). Die Konservativen hingegen haben im Beharren auf dem differenzierten Schulwesen übersehen, dass es die Kinder schon lange nicht mehr nach Leistung, sondern nach Herkunft selektiert. Wer die Schule neu erfinden will, darf kein Tabuthema scheuen. Dazu zählt auch, die Pädagogen besser auszusuchen und sie dann zu unterstützen. Autorität darf kein Schimpfwort mehr sein.

Die Autorin ist Innenpolitik-Ressortleiterin der "Presse".

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