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"Was sollen wir bloß Euren Kindern schenken?" fragen ratlose Großeltern, Tanten und Taufpaten die Eltern halbwüchsiger Sprösslinge regelmäßig vor Weihnachten. CDs? Brennen sie sich am Computer selbst. Bücher? Bloß nicht, Lesen empfinden sie als Strafe. Gesellschaftsspiele? Nur wenn sie keinerlei pädgogischen Nutzen ausstrahlen (Scrabble für Rechtschreibschwächlinge: gute Idee, aber miese Resonanz bei der Zielgruppe).

Hingegen ist das ganze Arsenal elektronischen Spielzeugs willkommen. So wird das Christkind heuer wohl viele CommuniCams, DVDs, Playstation-Spiele, Gameboys und Handys unter den Baum legen. Das ist nicht der Untergang des Abendlandes, aber eine schwierige Herausforderung für Elternhaus und Schule. Es ist nicht so, dass die Kids nicht freiwillig lesen und schreiben: Man beachte nur die SMS-Flut sowie die Anziehungskraft von Chat-Rooms.

Mag sein, dass perfekte Rechtschreibung in Zukunft nur noch eine Schrulle von Germanisten ist. Noch schwerer wiegt jedoch, dass längere Texte immer mehr als Zumutung empfunden werden. Meist wird außerdem für bare Münze genommen, was im Internet lagert. Leider ist das manchmal nur Schrott. Gleichgültig, ob es sich um ein Biologie-Referat oder die Vorbereitung auf die Deutschschularbeit handelt, die Devise lautet: Lasst uns schnell was aus dem Internet runterladen.

Wenn Eltern und Lehrer den Kindern nicht als kritische Begleiter im elektronischen Gestrüpp zur Seite stehen, dann besteht Gefahr, dass aus ihnen dumme Couchpotatoes werden, deren größte intellektuelle Leistung darin besteht, aus elektronischen Kanonen auf elektronische Männchen zu feuern. Gerade in den Ferien wird es wieder schwierig, die Sprösslinge vom Bildschirm wegzuzerren. Wer jedoch nicht will, dass diese irgendwann einmal Politik für ein fades Brettspiel, einen Freundeskreis für Zeitverschwendung und ein Buch für ein Ufo halten, muss diesen Kampf führen. Auch wenn der manchmal den Weihnachtsfrieden gefährdet.

Die Autorin ist innenpolitische Redakteurin des "Standard".

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