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14 Tote an einem einzigen Wochenende - wenn das kein Grund zur Panik wäre? Ist es aber nicht. Der heimische Osterverkehr hat seinen Tribut gefordert, und alles geht achselzuckend seinen gewohnten Gang weiter. Aber beobachten Sie mal, was passiert, wenn in einem überfüllten Kaufhaus ein asiatisch aussehender Mensch niest. Hilfe, in Deckung! SARS! Weltweit wurden bisher 318 Tote durch die neue "atypische" Lungenkrankheit registriert. Daraus hat sich ein Medienhype entwickelt, der in weiterer Folge eine Wirtschaftskrise im asiatischen Raum verursacht. Die Folgen werden dort noch spürbar sein, wenn sich die Hysterie längst wieder gelegt hat.

Es scheint, als könnte die globale Medienwelt immer weniger Themen verkraften. Doch im Gegenzug wird die eine, neue Geschichte überdimensional aufgeblasen. BSE war so eine Story. Es gibt weiterhin Kranke und Tote, Ursachen und Heilungsmöglichkeiten liegen weitgehend im Dunkeln, aber der Newswert ist verpufft. Oder erinnert sich jemand an das Ebola-Virus? Es fordert nach wie vor Opfer in Afrika. Ganz abgesehen von "herkömmlichen" Krankheiten: Im Kongo hat vergangenen Februar eine Grippewelle gewütet, die 2.000 Menschen das Leben gekostet hat. Wen kümmert's?

Damit rückt natürlich auch die nüchterne Risikoabwägung in den Hintergrund. Denn eigentlich müsste man sich eingestehen, dass eine Autofahrt auf der Westautobahn wohl gefährlicher als ein Flug nach China ist. Dass Zigarettenrauchen gesundheitsschädlicher ist als Gen-Mais zu essen. Wenn allein in Wien ein neues Virus pro Jahr 45 Menschen töten und 6.716 gesundheitlich beschädigen würde, wäre die Aufregung riesig. Aber es sind ja nur Verkehrsunfälle. Kein Grund zur Aufregung, oder?

Die Autorin ist innenpolitische Redakteurin des "Standard".

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