Irgendwie geht es immer weiter

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Es ist riskant, ein Buch über eine Generation zu schreiben. Erstens wird sich immer jemand über die Alterseingrenzung aufregen. Warum sollen gerade die 20- bis 35-Jährigen zusammengehören? Während die einen sich schon im Berufsleben zu verankern versuchen, sind die anderen gerade dabei, das richtige Studium für sich zu finden.

Hat man erstmals diese Diskussion hinter sich gelassen, wird das Wort „wir“ zum Konfliktstoff: Es gibt so viele Subgruppen, dass eine allgemeine Aussage schwierig wird. Zuletzt weisen Kritiker wie etwa die Soziologin Anna Schopf zurecht daraufhin, dass in solcherlei Büchern der Bezug zu weiteren Generationen fehle. Das vorausgeschickt machen solche Bücher dennoch Sinn: Ein Panorama-Bild kann den Überblick bieten, für den Tiefgang ist aber die Detailsicht nötig.

Die nun vorgelegte Charakterisierung einer Generation von Manuel J. Hartung und Cosima Schmitt bietet ein gelungenes, wenn auch naturgemäß allgemeines Porträt einer Generation. Wie arbeitet, liebt und lebt diese Altersgruppe? Es rückt etwas zurecht, was bisher, auch medial, negativer gezeichnet wurde.

Vergessener Blick auf die Krisenverlierer

„Eigentlich müsste unsere Generation in Zukunftsangst erstarren. Wir müssten eskapistisch von einer besseren Welt träumen. (...) Aber so sind wir nicht. Wir wollen nicht nichts tun, wir wollen nicht naiv träumen, wir wollen nicht Dummsinn machen. Wir wollen schöner leben in der Dauerkrise“, schreiben die Autoren im Kapitel „Wir Krisen-Könner“.

Die Schwachstelle des Buches liegt nicht so sehr in der Begrenzung auf eine Altersklasse, sondern vielmehr darin, dass es mehr von gut ausgebildeten jungen Leuten ausgeht als von bildungsfernen Gruppen oder 20- bis 35-jährigen ehemaligen Migrantenkindern. So klingt das Buch trotzdem wie eine Aufmunterung zum Zweckoptimismus, die für viele wohltuend sein wird. Manche Probleme (Migration, Armut, Brüche) hätten mehr Raum verdient, ebenso die Gruppe der Krisenverlierer. Die gibt es auch, und sie werden mit einem „Wir müssen nur zugreifen“-Appell wenig anzufangen wissen. (bog)

Die netten Jahre sind vorbei. Schöner leben in der Dauerkrise.

Von Manuel J. Hartung und Cosima Schmitt. Campus Verlag 2010, brosch., 197 Seiten, r 17,90

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