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"Wo sind die Kinder?", fragt die Zeit in einer mehrteiligen Serie. In Österreich stellt man sich diesem Thema kaum. Dabei ist es genauso brisant wie beim großen Nachbarn. In Umfragen geben Jugendliche noch an, später einmal zwei Kinder haben zu wollen. Doch Wunsch und Wirklichkeit klaffen immer häufiger auseinander. Die Folgen sind dramatisch: Schulen wird man aufgrund des Kindermangels schließen müssen, Geburtskliniken werden schon jetzt zu geriatrischen Abteilungen umgewidmet. Die Menschen müssen länger als heute für eine geringere Pension arbeiten. Kindermangel vernichtet das Kapital einer reichen, hedonistischen Gesellschaft. Der Dienstleistungssektor wird nur mehr durch Zuwanderer aufrecht erhalten werden können. Langfristig verändert dies die gesellschaftliche Kultur eines Landes, gleichgültig, wie man dazu stehen mag.

Trendumkehr ist ohnehin keine in Sicht. Denn am Arbeitsmarkt gelten Menschen mit Kindern quasi als behindert. "Für skandinavische Firmen ist es Ehrensache, dass ihre Mitarbeiter Kind und Beruf unter einen Hut bringen können", sagt die Chefin (und vierfache Mutter) des Österreich-Ablegers einer schwedischen Bekleidungskette. Davon kann man in Österreich nur träumen. Wer ein Karriereangebot der Firma mit Hinweis auf die Familie ausschlägt, gilt als Schwachmatikus und wird von (kinderlosen) Chefs fortan gemobbt; darunter leiden immer öfter auch Männer. Im Arbeitsplatz-Psychotest einer Tageszeitung werden Familienfotos am Schreibtisch als problematisch beschrieben: Achtung, hier handelt es sich um einen Mitarbeiter, dessen oberste Priorität nicht der Job ist!

Ja, sind wir denn alle verrückt geworden? Kann sein. Es wäre jedenfalls an der Zeit, die Werte wieder zu ver-rücken.

Die Autorin ist Innenpolitik-Ressortleiterin der "Presse".

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