Kompetent aber nicht sozial

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"Na, Sie werden nicht alt": Originalzitat eines Mediziners gegenüber einer 44-jährigen Krebspatientin, die ihre Hoffnung auf Heilung dennoch nicht aufgibt. Stimmt, Österreich ist in vielen medizinischen Bereichen Weltklasse, etwa im Transplantationswesen. Gar nicht Spitze sind wir in der menschlichen Zuwendung. Beispiel Nummer zwei: Eine 80-jährige Patientin kommt mit Verdacht auf Herzinfarkt in die akh-Notfallaufnahme. Alles klappt wie am Schnürchen - und dann wird sie in ein Gangbett verfrachtet. Genauere Informationen? Keine Zeit. Auch als engster Verwandter überwindet man nur mühsam Hürden, um Aufklärung zu erhalten.

Natürlich, die Ärzte müssen gerade Leben retten und haben Wichtigeres zu tun, als mit dem Sohn zu sprechen. Aber warum haben Spitäler dafür eigentlich keine speziellen Patienteninformationsstellen, wo man freundlich und kompetent informiert wird - etwa von einer dafür ausgebildeten Krankenschwester, einem Turnusarzt? Oder ist Sozialkompetenz keine ärztliche Tugend? Sieht so aus, und das könnte noch schlimmer werden. Gerade an den Medizin-Unis gibt es harte Ausleseverfahren, die aller Voraussicht nach durch das eugh-Urteil zur Studienzulassung weiter verschärft werden. Dann wird es viel Ellbogenarbeit und noch besserer Noten der Studenten bedürfen, um Arzt zu werden. Aber sind das Schlüsselqualifikationen?

Strebsame, aber schweigsame edv-Techniker sind keine Katastrophe (außer man benötigt von ihnen eine Erklärung zum bockenden pc), aber autistische Ärzte - und davon gibt es in Österreich viel zu viele - sind ein echtes Übel. Gerade Schwerkranke stürzen sich oft auf einen teils dubiosen alternativen Markt. Dort gibt es dann die schmerzlich vermisste Zuwendung - um viel Geld.

Die Autorin ist Innenpolitik-Ressortleiterin der "Presse".

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