Pillen aus dem Internet

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Das Risiko, seiner Gesundheit damit etwas Schlechtes zu tun, ist hoch.

Wer suchet, der findet, heißt es. Wahrscheinlich findet man im Internet jedes Medikament. Oft genug braucht man nicht einmal zu suchen: Wer kennt nicht die zahllosen Mails, in denen insbesondere Lifestyle-Präparate wie Potenzmittel zum Schnäppchenpreis angeboten werden? Wer glaubt, auf diese Weise seiner Geldbörse etwas Gutes zu tun, sollte aber eines nicht vergessen: Das Risiko, dass er seiner Gesundheit damit etwas Schlechtes tut, ist hoch.

Denn nur zu oft stellen sich diese Präparate als Fälschungen heraus, wie Untersuchungen der AGES zeigen. Für den Verbraucher oft nicht vom Original zu unterscheiden, können derartige Fälschungen nur im Labor erkannt werden. Im besten Fall sind sie wirkungslos, weil sie gar keinen Wirkstoff enthalten; manchmal ist der falsche Wirkstoff enthalten; im schlechtesten Fall sind die gefälschten Präparate überdosiert bzw. verunreinigt.

Internethandel und Fälschungen sind neue Herausforderungen für die Arzneimittelsicherheit. Immerhin hat sich das Fälschen von Arzneimitteln in den vergangenen Jahren zu einem lukrativen Markt entwickelt - der Umsatz beträgt weltweit rund 30 Milliarden Euro pro Jahr. Am Markt befindliche Verdachtsarzneimittel werden von der AGES PharmMed aufgespürt, geprüft und bewertet. Das Spektrum dieser Verdachtsarzneimittel ist groß: Der Bogen spannt sich von Produkten für den Fitness- und Bodybuilderbereich über Kosmetika wie Hautcremes mit rezeptpflichtigen Pilzmitteln bzw. Tees mit pharmakologischer Wirkung oder zur Erhöhung der körpereigenen Testosterone bis hin zu falsch deklarierten Nahrungsergänzungsmitteln.

In Österreich nimmt die AGES PharmMed eine wesentliche Rolle in Sachen Arzneimittelsicherheit ein. Sie ist nationale Zulassungsstelle; sie sammelt und bewertet laufend Nebenwirkungsmeldungen von Arzneimitteln und Medizinprodukten; sie ermittelt Betriebe, die ohne Bewilligung Arzneimittel herstellen oder vertreiben; sie bearbeitet Qualitätsmängel von Arzneimitteln; sie spürt Verdachtsarzneimittel und Arzneimittelfälschungen auf und geht mit unterschiedlichen Maßnahmen gegen die Hersteller vor. So konnte durch die enge Zusammenarbeit von Polizei und AGES PharmMed erst jüngst erstmalig erreicht werden, dass ein gefährliches und falsch deklariertes Nahrungsergänzungsmittel in ganz Europa vom Markt genommen wurde. Wie wirkungsvoll die Zusammenarbeit der PharmMed mit anderen Behörden ist, zeigt das Beispiel der beiden Sildenafil- Derivate (Abwandlungen des rezeptpflichtigen Viagra-Wirkstoffes Sildenafil) Perfex-men und X-He. In Zusammenarbeit mit der Lebensmittelpolizei wurden in der Folge in Kärnten und der Steiermark mehr als 3.500 Packungen X-He eingezogen. Dieses Mittel wurde auch in Apotheken in ganz Österreich verkauft. X-He wird in ganz Europa vertrieben und trägt in jedem Land einen eigenen Namen. Auch "Perfex-Men" gab in Aufmachung und Bewerbung vor, ein Nahrungsergänzungsmittel zu sein. Diese Sildenafil-Derivate in pflanzlichen Produkten sind insbesondere für Personen mit kardio-vaskulären Erkrankungen riskant. Es handelt sich dabei durchgehend um Pflanzenprodukte, die mit chemischen Stoffen angereichert wurden, damit die gewünschte Wirkung überhaupt erzielt werden kann. Denn Pflanzen können in der Regel beispielsweise herzstärkend oder durchblutungsfördernd sein, nicht aber potenzsteigernd wirken.

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