RAF-Terrorismus: Der Computer vergißt keinen

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Man kann sich schon fast nicht mehr an die Namen erinnern. Gerade noch Andreas Baader, Ulrike Meinhof, Gudrun Ensslin, Jan Raspe fallen einem ein, die Protagonisten der RAF, der linksextremen Terrorgruppe Rote Armee Fraktion; daß es auch einen Horst Ludwig Meyer samt KomplizInnen gab, ist erst jetzt wieder klar.

Fast eineinhalb Jahrzehnte war es ruhig in dieser Szene, etliche Verhaftungen nach dem Zusammenbruch der DDR gingen unter in der allgemeinen Wiedervereinigungsfreude und Aufbruchsstimmung, und im übrigen gab es längst einen "neuen Staatsfeind" - Rechtsextremismus beziehungsweise Neofaschismus.

Gesellschafts-und Politikwissenschaftler orten heute andere sozioökonomische Konfliktpotentiale und andere Muster der Konfrontation und Gewaltdemonstration, Soziologen und Psychologen andere Herkunftsmilieus und Tätertypen als damals, und nur in seltenen Fällen wird die Frage nach Parallelen und Verklammerungen gestellt. Und so hat über lange Zeit niemand Anlaß gefunden, gezielt darüber nachzudenken, was denn aus den linken Terroristen, die nicht gefaßt beziehungsweise denen, die irgendwann wieder freigelassen wurden, eigentlich geworden ist. Haben sie resigniert, ihre Lebensträume und ihre politischen Visionen aufgegeben, sind sie brave Staatsbürger geworden? Oder tarnen sie sich immer noch mit mehreren Schichten Kleidung, Perücken, Brillen, Kopfbedeckungen, und ziehen sie, wenn sie (eher zufällig) von der Polizei angehalten werden, statt Paß oder Personalausweis nach wie vor die Pistole, wie jetzt der in Wien verhaftete RAF-Mann Meyer? Nützen sie den freien Personenverkehr in der EU, die neuen Kommunikationswege, das Internet, das Handy? Tun sie sich nun zusammen mit den ideologisch verirrten Skinhead-Kids oder den verzweifelten nationalistischen Desparados am Rande Europas?

Bei aller Skepsis gegen Strategien, via raffinierte Datentechnik "gläserne Menschen" zu werden - man ist schon ein bißchen dankbar für das gute Gedächtsnis der Polizeicomputer, das Funktionieren des AFIS, des Automatischen Fingerabdruck-Identifikationssystems, und selbst der Große Lauschangriff erscheint nicht mehr ganz so bedrohlich ...

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