Themenspringen oder Strategie

Werbung
Werbung
Werbung

Vor einem Jahr standen wir unter Klimaschock: Wenn wir so weitermachen wie bisher, steigt die Welttemperatur um fünf Grad, wenn wir radikal Emissionen sparen, nur um zwei Grad.

Dann kam die Inflation. Sie entwertete Lohnsteigerungen, erhöhte die Armut. Sozial- und Pflegeleistungen sowie Pensionen hielten nicht Schritt, Nahrungsmittel und Energie wurden besonders für niedrige Einkommensbezieher unerschwinglich. Ein Mindestlohn wurde - branchenweise - eingeführt, Pakete für Pensionisten, Pflegebedürftige und Familien geschnürt.

Dann kam die Wirtschaftskrise. Die Aufträge sinken. Die Ostmärkte lahmen. Die Wirtschaft wird um ein halbes Prozent schrumpfen. Die Arbeitslosigkeit steigt. Die Notenbanken senken den Zinssatz. Pakete werden geschnürt für Banken, für Familien und mittlere Einkommen, für Bau, Bahn, Schulen. Nun toppt die Autobranche die anderen Industrien, und die Aufträge sinken dramatisch. Die Steuerreform schmilzt unter diesen Bedingungen dahin.

Eine strategische Politik würde davon ausgehen, dass wir auf dem Weg in eine alternde Gesellschaft mit großen internationalen Herausforderungen und überstrapaziertem Klima und Umwelt sind. Und Arbeitslosigkeit bei weniger Qualifizierten noch besteht und schnell wieder steigt. Österreich sollte deswegen eine Wachstumsstrategie fahren, die auf Innovation und Ausbildung aufbaut, Konkurrenz fördert und Umwelt in das Preissystem einbaut. Mit Umwelttechnologie lässt sich auch international Geld verdienen, Arbeitsplätze schaffen.

Wir können für jedes einzelne isolierte Problem eine Milliarde Euro ausgeben und damit die anderen Probleme verstärken. Oder wir machen eine strategische Politik, in der alle Ziele zusammen angepeilt werden: höhere Einkommen, sozialer Zusammenhalt, Schutz des Ökosystems.

Der Autor ist Direktor des Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO)

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung