Welche Generation soll die Sanierung bestreiten?

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Das Sparpaket, das die Regierung derzeit schnürt, wird unter anderem auch damit begründet, dass die bislang gepflogene Wohlstandsmehrung durch Schuldenmachen zulasten kommender Generationen unmoralisch wäre, und daher blitzartig zu stoppen sei. Begreiflicherweise fragen sich jetzt jene, die zur Kassa gebeten werden, obwohl sie - altersbedingt - vom Füllhorn des Wohlfahrtstaates bislang nur nippen konnten: Wieso gerade jetzt, wieso gerade wir? Wir müssen länger arbeiten, bekommen weniger Pension, wahrscheinlich keine Wohnbauförderung mehr, müssen höhere Mieten zahlen, Gesundheit und Bildung sind nicht mehr völlig kostenlos ...

Ja, es ist tatsächlich so: Eine Reihe von liebgewordenen Segnungen des Sozialstaates wird der Generation, die jetzt ins Erwerbsleben tritt, nicht mehr zur Verfügung stehen. Sie kann aber auch leichter als jede Generation vor ihr darauf verzichten. Nach 55 Jahren Frieden und Wirtschaftswachstum findet sie Möglichkeiten vor, von denen vor Jahrzehnten selbst die Söhne und Töchter betuchter Eltern nur träumen konnten. Und auch nach dem vollen Wirksamwerden der Budgetsanierungsmaßnahmen werden Einkommen und Wohlstand um Potenzen höher als bei unseren Altvorderen sein.

Und vergessen wir nicht: Wir haben die Generation der "Erben" vor uns. Spätestens im Erbwege kommen die einstigen Segnungen des Wohlfahrtstaates doch noch den heute 20jährigen zugute. Wer ein Einfamilienhaus oder eine Eigentumswohnung erbt, kommt auch ohne Wohnbauförderung und Friedenskronenzins zurecht. Auch wenn sie später in Pension gehen, werden sie diese länger genießen können; und mit 20 oder 30 Jahren hat man eine intakte Chance, sich darauf einzustellen, dass man einst mit der staatlichen Pension alleine den gewohnten Lebensstandard nicht wird halten können.

Jene, die schon in Pension sind oder unmittelbar davor stehen, können dagegen kaum mehr auf die neuen Entwicklungen reagieren. Es wäre daher unmoralisch, sie wesentlich zur Sanierung heranzuziehen. Obwohl sie zweifellos von dem System profitiert haben, das den Jungen jetzt auf den Kopf fällt ...

Der Autor ist Generalsekretär des ÖAMTC und Wirtschaftspublizist.

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