Auf den Hund gekommen

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Barocke Darstellungen des Menschen besten Freundes in der Residenzgalerie Salzburg.

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Barocke Darstellungen des Menschen besten Freundes in der Residenzgalerie Salzburg.

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Symbol der Treue, Gelehrsamkeit oder Wachsamkeit, Lebensbegleiter, Seelenführer gar zwischen Diesseits und Jenseits, aber auch Bild der Verschlagenheit, der Gier und der ungezügelten Triebhaftigkeit: Für all das Widersprüchliche, vielleicht auch im Menschen selbst, steht Hund. Gar nicht auf den Hund gekommen ist die Ausstellung "So kam die Kunst auf den Hund", die derzeit in der Salzburger Residenzgalerie zu sehen ist und den besten Freund des Menschen in seiner ganzen ikonographischen Vielfalt und Widersprüchlichkeit präsentiert.

Das Thema "Barocke Hundedarstellungen" (Konzept und Organisation: Gabriele Groschner) wurde sorgfältig und mit Liebe zum anschaulichen Detail aufbereitet und realisiert: Gemälde und Grafiken aus den Beständen der Residenzgalerie und aus öffentlichen Sammlungen stehen im Mittelpunkt. Objekte, etwa ein "Hundeschrecker" wie er im Dom zu Salzburg Verwendung fand, Hundehalsbänder, eine gepanzerte Lederhaut, aber auch Plastiken und Kleinskulpturen (etwa blutrünstige Tierhatzgruppen von Johann Georg Schwanthaler) vertiefen den Einblick in ein kultur- und sozialgeschichtlich überaus spannendes Thema.

Wo der Hund nicht überall seine Schnauze drin hat! Nicht nur als Schoßhündchen oder Jagdhund fand der Vierbeiner Eingang in die Kunstgeschichte: Als Symbol der Treue bewohnt er Stammbücher, vor allem im romantisierend-verklärenden 19. Jahrhundert. Eine Rarität ist daher die gezeigte Darstellung im Stammbuch des Viktor von Altenau, das zwischen 1621 und 1634 mit Freundschafts- und Treueversprechen gefüllt und einer liebevoll ausgeführten Hundezeichnung geschmückt wurde.

Symbol der Treue Die "Iconologia" des Cesare Ripa, ein 1669 in Frankfurt am Main entstandenes Emblem-Buch, sei exemplarisch erwähnt als Beispiel für die Verwendung des Hundes als Treuesymbol: Hier findet sich ein Hund am Rande einer symbolischen Darstellung der Beichte. In einem "Männerbildnis" von Pedro de Moya ist bescheiden im Hintergrund ein fahler Hund zu entdecken: Begleitet er den Mann, der ein Buch in der Hand hält und mit einem Finger dessen Mitte - das heißt: die Mitte des Lebens - markiert, vielleicht auf einer Pilgerreise oder deutet er dessen Sündhaftigkeit an? Denn selbstverständlich fehlt es auch nicht an Darstellungen des Hundes als Bild der Unverschämtheit, der zügellos ausgelebten Triebhaftigkeit.

Es sei ein großer Unterschied in den Tierdarstellungen aus der Sichtweise des mechanistischen Weltbildes des 17. Jahrhunderts gegenüber der des 18. Jahrhunderts: hier sei dem Tier erstmals auch ein Anteil an der Seele und damit Leidensfähigkeit zugesprochen worden, erklärt Kuratorin Gabriele Groschner. Schade nur, dass die vielfältigen Hintergründe und Ergebnisse der wissenschaftlichen Vorarbeit diesmal den Besuchern vorenthalten werden: Die Residenzgalerie konnte aus Kostengründen - es geht um läppische 150.000 Schilling - keinen Katalog produzieren. Nicht die Kunst oder die Kultur, wohl aber der politische Geist scheint auf den Hund zu kommen.

Bis 1. Juli

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