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Das Skandalobjekt der Kritik

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Spätestens seit dem Erscheinen der „Klavierspielerin” weiß man es: Elfriede Jelinek muß eine gestörte Mutterbeziehung haben und projiziert in ihre Texte das eigene sadomasochistische Begehren. Sukzessive hat die Feuilletonkritik Jelinek zu ihrem Skandalobjekt gemacht. Nach der Produktion von „Raststätte” im Burgtheater hat sie es endgültig satt, medialer und politischer Prellbock zu sein und verlagert Erstaufführungen nach Deutschland.

Jelineks Arbeiten verunsichern, irritieren und reizen zum Widerspruch. Dieses mediale und rezeptionsästhetische Echo thematisiert eine von Daniela Bartens und Gerhard Melzer konzipierte Ausstellung, die zur Zeit im Wiener Literaturhaus gezeigt wird. Maskierungen, hinter denen sich die Autorin verbirgt, und die auf solche Weise provozierten Reaktionen bilden das dahinterstehende gedankliche Netz: „ Masken tragen, heißt ein Doppelgesicht aufsetzen. Hinter Masken verbirgt sich, was in ihnen zur Kenntlichkeit der Kunst entstellt sich zeigt”, so Bartens. Und gezeigt wird der subjektive Blick auf die Autorin, die persönliche Färbung von Rezeption - die ungenügend und willkürlich ist. Quasi aufgerollt und eindrucksvoll nachvollziehbar gemacht wird dieser Prozeß in der räumlichen Umsetzung von Text und Metatext. Hinter vier Glaszellen sind die Wände beispielsweise mit dem journalistischen Echo zu verschiedenen Themen tapeziert; die Wahrnehmungsperspektive des Betrachters wird zugleich gebröchen durch eigene Aussagen der Autorin, die in Querstreifen in die Glaswand eingeätzt sind. Hier wird der Besucher selbst zum Akteur. Er klickt sich mittels eines Computerspiels zu einzelnen Textebenen empor, vergleicht und prüft: Tonbeispiele, Bilder und Fotos zu Theateraufführungen, Ausschnitte aus Regiebüchern, „Staberl”-Kolumnen et cetera. Ein weiblicher Torso oder ein Beauty case mit Videobildschirm sowie das eigens umgestaltete WC gewähren perspektivierte Einblicke. Präsentiert wird hier keine gewöhnliche Schau; es handelt sich vielmehr um eine gelungene Bewußtmachung unterschiedlich wirksam werdender Rezeptions-mechanismen.

El friede Jelinek: echos und Masken

Läeraturhaus, Seidengasse 13, 1070 Wien, bis 19. September Die Finissage am 18. 9. gestaltet Elfriede Gerstl mit einer Modeschau, in der Autorinnen und Autoren Kleider aus den Wer und 60er Jahren präsentieren.

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