7106956-1995_35_20.jpg
Digital In Arbeit

Künstler waren weitgereist

Werbung
Werbung
Werbung

Die kühlen Wasser des Hallstät-tersees von Ferdinand Georg Waldmüller, Franz Steinfeld oder Anton Schiffer, blauschimmernde Gletscher, vor denen auf hohem Felsen Wanderer lagern (von Anton Hansch), der Großglockner mit der Pasterze, auf der ameisenhafte Menschlein herumkrabbeln (von Thomas Ender), das Rauristal mit dem Sonnblick, Wasserfall und hölzerne Erziehung eingeschlossen (von Friedrich Loos) - in der Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts waren Detailfreudigkeit und exakte Farb-nuancierung wesentliche künstlerische Elemente. Ihnen dankte man so manche geographische Kenntnis, das Wissen um Tier- und Pflanzenwelt damals fremder Landschaften. Denn viele Künstler waren weitgereist, verbanden wissenschaftliche Aufträge mit persönlicher Reiselust, die Illustrierung vieler Druckwerke verlangte Anschauungsmaterial im wahrsten Wortsinn.

Aber auch Künstler, deren Stil bereits eine Art Abstraktion, die Wiedergabe persönlicher Impressionen, landschaftlicher Stimmungen prägte, bedeuten dem heutigen Betrachter etwas: In Marie Egners Leopoldskroner Moos ist Sonnenglast und feuchter Untergrund der üppigen Pflanzenwelt zu spüren, in Richard Alfred Eugen Jetteis Winterlandschaft die stumpfe Kälte und der Schlaf der Erde unter der Schneedecke. August von Pettenkofens ungarische Bauernszenen erinnern an vergangene Puszta-Glorie, Anton Romakos italienische Landschaft gibt sehnsuchtsvoll erträumte Idylle wieder, der Blick auf den Golf von Neapel von Franz Richard Unterber-ger mischt südliche Grandezza -wie anmutig fächert doch die Dame am Balkon - mit dem Spüren der südlichen Luft. Und erst wenn Künstler wie Joseph Sel-leny Brasilien, Hubert Sattler Ägypten, Bobert Buss Italien, Leopold Carl Müller oder Alphons Leopold Mielich dem Orient begegneten, wie sehr vermitteln sie uns noch heute ihr eigenes Staunen durch ihre Bilder weiter.

Eine Sonderposition hat Hubert Sattler, der um die Mitte des vorigen Jahrhunderts Städte wie New York, Mexico, Paris, Moskau oder Sarajewo akribisch in großen Ölgemälden festhielt und mit diesen „Kosmoramen” im fotografielosen Zeitalter eine Art von Fremdenverkehrswerbung betrieb. Daß anhand der über vierzig Gemälde der Wandel der österreichischen Landschaftsmalerei im 19. Jahrhundert nachvollziehbar wird, ist neben dem Genuß Verdienst dieser Schau. (Bis 24. September)

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung