7098273-1995_02_21.jpg
Digital In Arbeit

Bildschön brandneu

Werbung
Werbung
Werbung

Die großformatigen Bilder von Walter Vopava zeigen ihren strukturellen Reichtum erst bei näherer Betrachtung. Was sich als großzügiger Gestus ausnimmt, ist eigentlich eine Summe kleiner malerischer Bewegungen. Dunkle Pigmentwolken dringen in helle Farb-flecken ein.

Da Vopava den Arbeiten keine individuellen Titel gibt und nur gleichlautend Hinweise „Dispersion auf Leinwand” - eine eher technische Bezeichnung - dem Betrachter als Hilfestellung genannt werden, muß sich der Künstler die freie Interpretation gefallen lassen. Die ausbalancierten Farbflecken können als Selbstzweck ebenso zu sehen sein wie als ins Abstrakte gehobene Wolken- oder Erdformationen. Bei aller Balance bleibt aber auch ein Unbehagen bestehen: Das Terrain jener Malerei, die sich in Farbflecken gefallen hat, ist schon abgeschritten. Das macht Vopavas Malerei unerheblich, auch dann, wenn man bereit ist zuzugeben, daß das Färb-, Form- und Rhythmusgefühl des Künstlers durchaus manierlich sind.

Metaphorisch engagierter ist Wolfgang Ernst, dessen Werke ebenfalls in der Wiener Secession zu sehen sind. Ernst geht seit vielen Jahren seinen konsequenten Weg zwischen konzeptionellen Tendenzen, politischen Kommentaren und privatmythologischen Überlegungen. Eine engelhafte Figur (oder ist es ein Stern?) aus Niro-Stahl und Neon läßt sich als Vorbote einer anderen Ära deuten. „Bildschön brandneu wie in der gesegneten Zeit wird das Unheil wieder herrrschen”, meint Ernst.

Der 1942 geborene Künstler fiel bereits in den siebziger Jahren durch die Verschränkung von Text- und Bildelementen auf, die sich häufig nicht als wechselseitige Ergänzungen deuten ließen, sondern als offene Widersprüche, die zu akzeptieren waren. Ernst ist von dieser Auffassung nicht abgerückt. Das macht ihn rätselhaft und spannend zugleich. Seine Kunst liefert keine Antworten, keine simplen Ordnungsprinzipien, sondern eine Vielzahl von strukturierten Konzepten, die dazu einladen, die optischen Wechselspiele der Welt als Lust und Qual zugleich zu erleben. (Bis 21. Jänner)

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung