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Dokumentation des Absurden

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Ein spezifisch komisches Talent, das am ehesten mit Charly Chaplin oder Buster Keaton verglichen werden kann, hat der französsche Film mit Jacques Tati hervorgebracht, der seine Komikerlaufbahn schon vor dem zweiten Weltkrieg als Pantomime in Kurzfilmen begann. 1947 trat Tati zum erstenmal als Regisseur und Hauptdarsteller eines abendfüllenden Streifens vor die Öffentlichkeit, 1953 entstanden schließlich „Die Ferien des Herrn Hulot“, die uns nun als Wiederaufführung in einer überarbeiteten Fassung — Tati hat den „Dialog“ auf Franzosen, Deutsche, Engländer und Schweizer verteilt — präsentiert werden. Tatis Filme weisen außer einem bestimmten Grundthema weder Handlung noch Dialog im üblichen Sinne auf. Der rote Faden ist in den „Ferien“ einfach der Urlaubsalltag in einem idyllischen Seebadeort. In einer Unzahl nur lose miteinander verbundener Episoden macht sich Tati über diese genormte Urlaubsmaschinerie lustig. Er bemüht sich, die Phrasenhaftigkeit und das ewige Einerlei Vieler menschlicher Handlungen herauszustellen, indem er sie bis ins Groteske übertreibt und höchstens mit charakteristischen Satzfetzen untermalt. So kommt diese zeitlos aktuelle, ungemein vergnügliche Satire, die nur scheinbar lässig abläuft, an das Sinnlose und Marionettenhafte im täglichen menschlichen Leben näher heran als mancher Verhaltensforscher.

Der französische Regisseur Georges Lautner, durch seine gelungene Gaunerkomödie „Radieschen von unten“ noch bestens in Erinnerung, beschert uns nun abermals eine geistreiche Parodie im Stil des Engländers Richard Lester. Wer nun naah dem deutschen Schimmeltitel „Nimm's leicht — nimm Dynamit“ einen der üblichen Agentenreißer erwartet hat, wird angenehm enttäuscht. Der ganze Streifen ist getragen von trockenem, wohldosiertem Humor und persifliert auf unnachahmliche Weise alles, was uns an diesem Filmgenre jemals auf die Nerven gegangen ist. Dabei finden die Hauptdarsteller Lino Ventura, Michael Constantin und Jean Le-fevre ein völlig neues Betätigungsfeld-

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