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Ein enges Gefängnis

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Die Seebühne am nächtlichen Bodensee läßt sich leicht in die luxuriösen Räume bei Herrn Eisenstein und in das Schloß des Prinzen Orlofsky verwandeln, während die enge Räumlichkeit des „fidelen Gefängnisses“ naturgemäß nur mangelhaft zur Geltung kommt. In den beiden ersten Akten haben die Inszenierung von Adolf Rott und die Bühnengestaltung von Walter Hoesslin in gewohnter Meisterschaft gewaltet und aus Raum- und Lichtwirkungen für das Auge herausgeholt, was immer nur geboten werden konnte. Die gegen frühere Jahre verkleinerte Bühne wirkt konzentriert, eine Änderung, die das Gesamtbild stärker heraustreten läßt und darum unbedingt als Vorteil zu buchen ist. Akustisch beherrscht die Stimme von Wilma Lipp den weiten Raum. Welche Reifung der Künstlerin gegenüber ihrer Adele von 1954, die nun zur Rosalinde vorgerückt ist! Renate Holm als neue Adele wetteifert mit ihr. Und gar erst die Männer, Harald Serafin als Eisenstein, Erich Kunz als Gefängnisdirektor, Kurt Huemer als Prinz Orlofsky, Giuseppe Zampieri als Alfred sowie Claudio Nieolai und Friedrich Nidetzky als die kampflustigen Juristen haben es nicht leicht, gegenüber den Trägerinnen der Frauenrollen zu bestehen. Alles in allem: eine prachtvolle Aufführung, würdig des silbernen Jubiläums der Bregenzer Festspiele, die 1946 so bescheiden im Gondelhafen begonnen haben. Dennoch, vielleicht wäre die Einleitung der Spiele, die an den 25jährigen Bestand der Festspiele erinnern soll, einer Umarbeitung wert; in dieser Form wirkt sie etwas naiv.

Arm an Witz ist Fritz Muliar als Frosch. Das Torkeln eines Mannes in schlecht sitzender Uniform, der zuviel vom Vorarlberger Obstler konsumiert hat, reicht nicht aus. Mit „Porgy and Bess“ will Bregenz nächstes Jahr auf dem Bodensee das moderne Musical versuchen.

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