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Eröffnung mit Hofmannsthal

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Die Josefstadt eröffnet ihre Wintersaison mit Hugo von Hofmannsthal. Wer auch fügt sich besser als er in den kultivierten Raum dieses Theaters? So hat man ein Stück im Kammerton gewählt, nah dem Schwebenden, Heiter-Schmerzlichen, das sich in der Musik viel leichter aussingt, als im Worte, um Aussage ringend... „C r i-ystinas Heimreise“ war nun bekanntlich zuerst als Libretto für Richard Strauß gedacht. Dieser erhielt dann, als Entgelt, den „Rosenkavalier“, wir erhalten Cristina. — Venedig, sein Rokoko, galantes Spiel, Träumerei um ein junges Mädchen vom Lande, das hier dem Verführer zum Opfer fällt, dann aber dem biederen, meerbefahrenen Kapitän der Serenissima eine allerliebste und aller-treueste Hausfrau wird. Es ist nicht diese dünne Fabel, die an sich Hofmannsthal bewegt und die unser Interesse nur schwach zu rühren vermag, es ist wahrlich nicht der „Stoff“, der hier wirkt — es ist auch nicht sosehr der Atem, der Hauch von Laune und Verliebtheit, Schwermut, Trauer, Wissen um das Menschliche, das hier zu bewegen vermag. Es ist die unvergeßliche Art, in der Hofmannsthal es verstanden hat, ernste Dinge, letzte Fragen an leicht buntbemalte Bänder zu knüpfen: Was ist das Herz? Was sind Treue und State? Was ist es um Eros und Ehe, um das Zusammensein der Menschen? Pastos, hellzart deutet das Spiel hin auf diese Angelpunkte der Existenz des Individuums, der Person, um sie gleich wieder zu verhängen mit seinen schillernden Schleiern. — Die Aufführung der Josefstadt hat sich unter der Regie von Leon Epp redlich um das Stück bemüht, wobei ihr als Cristina Aglaja Schmid zur Verfügung stand; eine frisch, vielleicht allzu bewußt auf ihre Ziele lossteuernde Kapitänsfrau in spe, der ihr erster Partner (Robert Lindner) weit besser zu Gesicht steht als ihr zweiter, der von Nikowitz trocken-brav serviert wird. Das Erlahmen des Schwebenden im Laufe der Aufführung (der vierte Akt wurde von Reinhardt nicht ohne Grund gestrichen) drängt Nebenrollen in den Vordergrund; Domestiken und Venezianerinnen tun ihr Bestes, die Harmonie des Ab-gesanges, der leise verdämmert, zu sichern.

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