Sieben bekannte Regisseure beschäftigen sich in "Ten Minutes Older - The trumpet" mit dem Phänomen "Zeit".
Was bedeutet Zeit? Dies ist der Ausgangspunkt der sieben Kurzfilmen von den üblichen Verdächtigen des kreativen Gegenwartskinos, die in ihrem Schaffen seit Jahren meilenweit abseits der cineastischen Highways operieren. Aki Kaurismäki, Víctor Erice, Werner Herzog, Jim Jarmusch, Wim Wenders, Spike Lee und Chen Kaige haben sich allesamt auf höchst unterschiedliche Weise mit diesem Thema auseinandergesetzt und präsentieren in jeweils zirka zehn Minuten individuelle Kleinformate, die man durchaus als konzentrierte Kurzversionen ihres bisherigen Werks ansehen kann.
Kaurismäkis Kino der wenigen Worte, Erices katholischer Symbolismus von Geburt, Tod und der nahenden Apokalypse, Herzogs Faible für das Dokumentarische, Jarmuschs Leidenschaft für das Nebensächliche, Lees satirische Politpamphlete gegen die Mächtigen, Kaige und das Gleichnishafte des asiatischen Kinos. Einzig Wim Wenders wandelt etwas abseits der ausgetretenen Pfade, indem er seinen Protagonisten auf einen psychedelischen Trip in die amerikanische Wüste schickt. Dieser Beitrag hätte vor einigen Jahren den idealen Kino-Trailer zu Terry Gilliams Kultstreifen "Fear and Loathing in Las Vegas" abgegeben. Zu Herzog ist freilich noch zu sagen, dass seine gewohnt bedeutungsschwangere Erzählstimme im Off-Ton, die frappant an das weise, kleine Männchen im Kindheitsepos "Es war einmal ... der Mensch" erinnert, eher zum Lachen denn zum Nachdenken anregt.
Für Liebhaber der beteiligten Regisseure sicher ein Muss. Umso mehr, als auch ein zweiter Teil dieses Projekts (Ten minutes older - The Cello) existiert, an dem sich Regisseure wie Bernardo Bertolucci, Jean-Luc Godard, Mike Figgis und Volker Schlöndorff beteiligt haben.
Übrigens: Das kleine Männchen wurde anno dazumal von Josef Meinrad synchronisiert...
Ten minutes older - The Trumpet
Groß Britannien/D 2002.
Regie: Aki Kaurismäki, Víctor Erice,
Werner Herzog, Jim Jarmusch, Wim Wenders, Spike Lee, Chen Kaige.
Verleih: ottfilm. 91 Min.
