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Alptraum einer Ehe

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Martin Walsers Bild über die Ehe zwei Chirurgen, die sich gegenseitig unentwegt ohne Narkose operieren, und dabei ihr Wissen darüber, was dem anderen am meisten wehtut, sadistisch nutzen - trifft exakt den Inhalt von August Strindbergs Drama ,\Der Todestanz”. Edgar, ein alter, selbstgerechter Offizier, Kommandant auf einer Insel, und seine Frau Alice, eine ehemalige Schauspielerin, machen einander seit 25 Jahren das Leben zur Hölle. Das Auftauchen des Verwandten Kurt steigert nur den Alptraum, beide wollen Kurt in ihrem morbiden Duell auf ihre Seite ziehen. Aber Kurt zieht sich, zunächst angesteckt von soviel Bösartigkeit, dann Mitleid für beide empfindend, zurück. Edgar und Alice feiern allein Silberne Hochzeit.

Strindbergs Vertrautheit mit eigenen E,hekatastrophen ist dem zutiefst bitteren Stück anzumerken. Dieter Giesings Inszenierung- der Rolf Glit-tenbergs Turm-Dekoration den passenden Bahmen liefert - wirkt zeitweise grotesk-amüsant und am Ende versöhnlicher als Strindbergs Vorlage. Vielleicht erhielt Giesing deshalb bei der Premiere einige Buh-Bufe, während Hans Michael Behberg (E,dgar) und Kirsten Dene (Alice) uneingeschränktes Lob für zwei minutiös gezeichnete Charaktere gebührt. Joseph Lorenz (Kurt) machte seine Sache sehr gut, mußte aber als Darsteller eines normalen Menschen neben zwei

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