Annäherungen an der Grenze

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Valeska Grisebach schickt in "Western" einen deutschen Bautrupp an die bulgarisch-griechische Grenze. Dort soll in abgeschiedener Bergund Waldlandschaft ein Wasserwerk gebaut werden. Bald kommt es aber nicht nur zu Spannungen zwischen dem Leiter der Arbeiter (Reinhardt Wetrek) und dem wortkargen Neuling Meinhard (Meinhard Neumann), sondern auch das Verhältnis zwischen den Deutschen und den Dorfbewohnern ist von Misstrauen und Feindseligkeiten bestimmt. Nur Meinhard geht offen auf die Einheimischen zu und versucht, Kontakte zu knüpfen.

Der Titel von Grisebachs drittem Spielfilm ist Programm, denn souverän transponiert die deutsche Regisseurin klassische Western-Motive in die Gegenwart. So entspricht das Camp, auf dem sofort die deutsche Flagge gehisst wird, dem Fort im Indianerland und ein Lonesome-Cowboy fehlt mit Meinhard ebenso wenig wie ein edles Pferd, Kartenspiel um Geld und ein Showdown.

Ästhetik der Berliner Schule

Gleichzeitig bleibt Grisebach ("Mein Stern","Sehnsucht") aber auch der Ästhetik der Berliner Schule treu: Sie verzichtet völlig auf Filmmusik und große Plot Points, dramatisiert nicht, sondern vertraut ganz auf geduldige Beobachtung des Alltäglichen und einen genauen Blick auf die perfekt ausgewählten Laiendarsteller. Das sind eben keine verbrauchten Stars, sondern Menschen, deren Gesichter, Gesten, Bewegungen und ihre im breiten ostdeutschen Dialekt gehaltenen Dialoge nichts Gekünsteltes an sich haben, sondern Wahrhaftigkeit ausstrahlen. Viel Zeit lässt dieser durch große Landschaftstotalen auch im Schauplatz bestens verankerte Männerfilm einer Frau dabei dem Zuschauer, diesen Figuren zuzuschauen, wie sie sich aneinander reiben, sich bald näher kommen und bald voneinander entfernen. Ohne es besonders zu betonen, erzählt "Western" so von männlichen Kämpfen um Vorrangstellung, Vorurteilen und Fremdenfeindlichkeit, aber auch von der Möglichkeit einer Annäherung trotz sprachlicher Barrieren.

Western BG/D/A 2017. Regie: Valeska Grisebach. Mit Meinhard Neumann, Reinhardt Wetrek. Stadtkino. 116 Min.

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