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„Auf dem Weg – 1300 km zu mir“: Bebilderte Lebenskunst

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Denis Imbert erzählt die Geschichte von Autor Pierre und davon, wie dieser sich selbst findet. Epikureische Philosophie und Selbstversicherung zugleich.

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Denis Imbert erzählt die Geschichte von Autor Pierre und davon, wie dieser sich selbst findet. Epikureische Philosophie und Selbstversicherung zugleich.

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Wenn Schriftsteller eine Krise durchmachten, begaben sie sich auf eine Reise. Goethe brach nach Italien auf, als er sich künstlerisch ausgebrannt fühlte. Der Franzose Sylvain Tesson hingegen wählte das eigene Land zur Kur. Sein Erlebnisbericht „Sur les chemins noirs“ diente als Grundlage für Denis Imberts im Original gleichnamigen Film. Nach einem Sturz aus acht Meter Höhe findet sich Autor Pierre (gespielt von Jean Dujardin) in einer Klinik wieder. Während seiner Rekonvaleszenz beschließt er, Frankreich von Süd nach Nord zu durchwandern.

Mit ansprechendem und ausgeglichenem Ton erzählt „Auf dem Weg – 1300 km zu mir“ von der Lebenskunst, ist bebilderte epikureische Philosophie und Selbstversicherung eines Schriftstellers zugleich. So konzentriert sich der Film nicht nur auf Pierres beschwerliche Tour. Reizvolle totale Einstellungen lassen die erhabene Größe der abwechslungsreichen Landschaft, aber auch Leere und Kleinheit des Menschen miterleben. Im Gedankenstrom des Autors gleitet man dahin, erfährt in assoziativen Flashbacks die Vorgeschichte, wobei die von Imbert hinzufabulierte glücklose Liebe zu einer schönen Geliebten vielleicht verzichtbar gewesen wäre. Wenn Pierre die verschiedenen Regionen durchmisst, wird das Wahrgenommene zum Gleichnis. Denn in seiner körperlichen Verfassung spiegelt sich die Befindlichkeit des Landes wider, dessen überhitzter Zustand zum Gegenstand eines kulturkritischen Diskurses wird. Mit in Hochleistung produzierten bäuerlichen Gütern sind keine Kredite mehr zu tilgen.

Dagegen zerfällt die ländliche Lebensform abseits des Getöses, von der sich der Autor Heilung verspricht, mehr und mehr. Geschäfte stehen leer, Häuser zum Verkauf. Doch die Wanderung schenkt Hoffnung. Wer die „verborgenen Wege“, die „Zwischenräume“ entdecken will, sollte sich auf den Weg ins Kino machen.

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