„Bad Luck Banging or Loony Porn“: Wutrede auf die Heimat
Mit „Bad Luck Banging or Loony Porn“ gewann der Rumäne Radu Jude heuer den Goldenen Bären von Berlin. Das Stück ist eine radikale Abrechnung mit seiner Heimat.
Mit „Bad Luck Banging or Loony Porn“ gewann der Rumäne Radu Jude heuer den Goldenen Bären von Berlin. Das Stück ist eine radikale Abrechnung mit seiner Heimat.
Es ist eine freche, ungestüme Arbeit, die dem Rumänen Radu Jude heuer bei der Berlinale den Goldenen Löwen einbrachte: Mit „Bad Luck Banging or Loony Porn“ fängt der Regisseur die Befindlichkeit seiner Heimat ein, findet ungewöhnliche, verstörende Bilder und spannt damit einen Bogen über die Geschichte Rumäniens vor, während und vor allem nach der kommunistischen Diktatur von Ceausescu. Der Machthaber, seinerzeit im Hinterhof hingerichtet, ist nach wie vor eine Figur, die das Land erregt; vieles von seinem Erbe ist noch immer allgegenwärtig, etwa sein monumentaler Präsidentenpalast, der heute ausgerechnet das Parlament beherbergt.
Ein privat gefilmter Porno steht am Anfang von „Bad Luck Banging or Loony Porn“: Er zeigt eine Schullehrerin beim Sex, Radu Jude spart nichts aus, es ist die Explizität, die hier dominiert. Irgendjemand hat den Porno schließlich ins Internet hochgeladen, und nun steht die Lehrerin vor der Tatsache, dass man sie erkannt hat und sie sich für den Porno rechtfertigen muss. Es ist wie ein Dominospiel, bei dem der erste Stein alles ins Rollen bringt. Die Lehrerin muss sich schließlich vor einer Horde fast wildgewordener Eltern erklären, es ist erniedrigend.
Dieses Setting dient Radu Jude aber nur als Rahmen für eine viel größer und weiter gefasste Abrechnung mit seiner Heimat, die auch filmische Konventionen sprengt und weit über das Dramatische und Dramaturgische eines Spielfilms hinausgeht.
Es ist ein radikales Stück über seine Heimat Rumänien, insbesondere über Bukarest und seine zusehends verrohende Gesellschaft. Der Verdruss des Regisseurs über die eigene Heimat ist groß: „Das gesunde, menschliche Miteinander wurde zuerst zerstört durch die Diktatur der Kommunisten. Diese Diktatur hat das Misstrauen der Menschen zueinander erhöht, denn jeder, der nett zu einem war, könnte ja auch ein Polizeispitzel sein, der einen aushorchen will“, so Radu Jude im Gespräch mit der FURCHE.
„Als nach der Revolution 1989 die Demokratie Einzug hielt, wurden die Dinge nurmehr noch schlimmer. Jeder wollte damals die Individualität leben, die vom Kapitalismus propagiert wurde. Jeder war nurmehr sich selbst der Nächste, andere sind egal und können sterben. Das ist die Mentalität heute.“