Biopic wäre besser gewesen

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Man kann dem zweiten Spielfilm der in New York lebenden Foto-und Videokünstlerin Shrin Neshat einiges abgewinnen -und gleichzeitig viel in Frage stellen. Auch wenn die Filmemacherin in "Auf der Suche nach Oum Kulthum" bewusst kein Biopic über die ägyptische Sängerinnen-Legende machen wollte, ist dieser Film dort am stärksten, wo er einer Filmbiografie nahekommt. Das mag der Geschichtsunterricht sein, den Neshat für den ob dieser Gestalt unkundigen Zuschauer bereithält: Der Aufstieg eines Stars im Ägypten der Zwischenkriegszeit, die Verehrung von König Faruk und seiner Clique, die beinahe nahtlos in den Kult übergeht, der nach der Machtübernahme von General Nasser weitergetrieben wurde. Schwierigere Kost ist dagegen die Film-im-Film-Handlung um die iranische Regisseurin Mitra (Neda Rahmanian), die am unmöglichen Projekt, Oum Kulthum (im Film dargestellt von Yasmin Raeis) auf Leinwand zu bannen, zerbricht. Allzu offensichtlich scheint Mitra das Alter Ego der realen Regisseurin Neshat zu sein. Und auch wenn das Ineinander von realem Biopic und fiktiver Rahmenhandlung durchaus geglückt erscheint (und die Schauspielleistung besonders von Yasmin Raeis hervorzuheben ist), erschließen sich dem Betrachter die Gründe, warum Mitra filmisch an Oum Kulthum, das Objekt ihrer künstlerischen Begierde, nicht herankommt, kaum. Verdienstvoll an solch missglückter Spurensuche bleibt aber, die Kulthum dem Vergessen (oder hierzulande: dem Nichtkennen) entrissen zu haben. Dass Martin Gschlacht hinter der Kamera mit dabei ist, gehört gleichfalls zu den Positiva, die anzumerken sind.

Auf der Suche nach Oum Kulthum A/D/I/Marokko 2018. Neda Rahmanian, Yasmin Raeis.Filmladen. 90 Min. Ab 15.6.

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