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Böses Panoptikum

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Die Uraufführung von Marlene Streeruwitz' Stück „Tolmezzo” wird durch Regisseur Gerhart Willert zur quirligen Show.

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Die Uraufführung von Marlene Streeruwitz' Stück „Tolmezzo” wird durch Regisseur Gerhart Willert zur quirligen Show.

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Höllisch bös” sollte das neue, im Auftrag der Wiener Festwochen entstandene Stück von Marlene Streeruwitz werden. „Tolmezzo” ist einigermaßen böse geworden, die Uraufführung in Wiens Schauspielhaus himmlisch gut. Dies dank Regisseur Gerhart Willert, vor allem aber dank Ellen Umlauf. Ihr Text: Erinnerungen einer Frau, die Osterreich 1938 verlassen mußte. Einige erzählende Passagen, mehr nicht. Aber so, wie Ellen Umlauf das spricht, beiläufig, spröde, retten diese fragmentarischen Andeutungen eines Schicksals das Stück und geben ihm so etwas wie Tiefe. Ellen Umlauf verkörpert sie grandios, die alte Emigrantin, die den kleinen Kaffeehausgarten, einen der Schauplätze ihrer Jugend, noch einmal besucht - diese Frau, dieses Gesicht, dieses Schicksal wecken Anteilnahme.

Der Garten wird zum Wiener Panoptikum, zur grotesken Typenschau verkommener, etwas klischeehafter Typen, der übrige Text wird dem Konzept der Autorin gerecht, Wien als Ort zu beschreiben, der „1917 ins Marmelade-Glas gesteckt wurde — und oben zu und nichts mehr weiter!” Das ist für ein „höllisch böses” Stück etwas dünn, aber Willert macht draus eine quirlige Show mit bemerkenswerten Leistungen und vielen komischen Effekten, die man sich nicht entgehen lassen soll.

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