seneca - still - © Foto: Filmladen

Chaotisches Gewusel

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„Seneca“ von Robert Schwentke zeigt John Malkovich in der Rolle des römischen Philosophen – ein bisschen wie eine verhaute Lateinschularbeit.

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„Seneca“ von Robert Schwentke zeigt John Malkovich in der Rolle des römischen Philosophen – ein bisschen wie eine verhaute Lateinschularbeit.

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Es gab diese römischen Autoren, die man im Latein-Unterricht gehasst hat. Seneca gehörte gewiss dazu, Tacitus auch. Zwei Worte, eine ganze Seite an Übersetzung! Zugespitzt formuliert, freilich. Aber der deutsche Regisseur Robert Schwentke , dem die Filmwelt durchaus zugängliche Filme wie „Flight Plan“ verdankt, hat mit „Seneca“ ähnlich exzentrisch agiert. Bei der Berlinale zeigte Schwentke mit John Malkovich in der Haupt- und Titelrolle des römischen Dichters Seneca eine Art monologischen Vortrag von und über den stoischen Philosophen, der auch der Berater Neros gewesen ist. Als Film ist dieses chaotische Gewusel auf der Leinwand beinahe unerträglich. Ein bisschen wie eine verhaute Lateinschularbeit. Gedreht in und um einen in der marokkanischen Wüste errichteten Säulenpavillon, stützt sich Seneca auf den Bericht des römischen Historikers Tacitus über den Selbstmord des großen Denkers im Jahr 65. Als gefeierte Instanz des öffentlichen Lebens steht Seneca damals auch auf der Payroll des jungen, aber völlig verrückten Kaisers Nero. Er schreibt ihm die Reden und wirkt als Verkäufer seiner Politik. Kein Job, den man haben will. Als Nero (Tom Xander) den Versuch aufgibt, beschwichtigende Reden zu halten, und sich stattdessen rund um die Uhr der Ausschweifung hingibt, ermahnt seine Mutter Agrippina (Mary-Louise Parker) Seneca, sich auf sein Anwesen zurückzuziehen und nicht weiter aufzufallen. Xanders Nero erinnert an Peter Ustinovs Interpretation in „Quo Vadis“, nur einen Tick durchgeknallter – es gibt Heavy-Metal-Klänge auf seiner Leier, als Rom brennt. Im Drogenrausch gesellt sich Neros Besucherin Cecilia, gespielt von Geraldine Chaplin, dazu. Zwischen vielen Versen, Eskalationen und einem oftmals manisch agierenden Malkovich stellt sich diese Phantasie über die große Dichtkunst der alten Römer schnell als ein freches Vehikel dar, das uns in beinahe aggressiver und sehr lauter Weise vermitteln will, wie frappant die Parallelen zwischen der damaligen und der heutigen Zeit doch sind. Ein Kino als Belehrung ist das dennoch nicht. Eher eines der theatralischen Satire mit Botschaft.

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