Der Schüler - Der großteils in der indischen Sprache Marathi gedrehte Film „Der
Schüler“ ist ein kräftiges Lebenszeichen des indischen Autorenfilms
abseits von Bollywood. (Aditya Modak als Sharad Nerfulkar) - © Foto: Netflix

"Der Schüler": In der Kunst macht Übung längst keinen Meister

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Der großteils in der indischen Sprache Marathi gedrehte Film „Der Schüler“ ist ein kräftiges Lebenszeichen des indischen Autorenfilms abseits von Bollywood.

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Der großteils in der indischen Sprache Marathi gedrehte Film „Der Schüler“ ist ein kräftiges Lebenszeichen des indischen Autorenfilms abseits von Bollywood.

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Sharad Nerfulkar ist Schüler des Gurus Guruji, der ein Großer in der traditionellen indischen Musikform Raga, einem melodischen Gesang, der ebenso betörend wie unerreichbar meisterlich ist. Lebenslang muss man diese improvisierte Musikform lernen, und die meisten, die sich Raga anzueignen versuchen, erreichen die künstlerische Klasse nie.

Der indische Autorenfilmer Chaitanya Tamahe setzt dieser Musikform, aber auch Leiden durch sie ein unprätentiöses, aber völlig in den Bann schlagendes Filmdenkmal: „Der Schüler“ war bei den letzten Filmfestspielen in Venedig seit 20 Jahren wieder ein indischer Beitrag im Wettbewerb - und gewann dort auch den FIPRESCI-Preis der internationalen Filmjournalisten.

Leider – Corona sei verflucht – konnte der Film nicht ins Kino, obwohl er einer Großleinwand bedürfte; immerhin hat ihn nun Netflix ins Programm genommen; sodass das exzeptionelle Opus wenigstens am Bildschirm erahnt werden kann: Analog der Trance, in die die Musik des Raga führen kann, erzählt der Film in opulenten betörenden Bildern von den Nöten, in die diese Musik auch führen kann: Denn Guru Guruji will sich in den Ruhestand zurückziehen; also hofft Sharad, dem Meister nachfolgen zu können. Aber der Schüler ist kein Meister, bei den Raga-Wettbewerben versagt er und gerät in große Selbstzweifel, ob er den Anforderungen dieser Musik künstlerisch auch gewachsen ist. In der Kunst macht Übung längst noch keinen Meister, und Sharad muss das bitter erfahren. Auch alle Entbehrungen, die er auf sich nimmt, machen aus ihm nicht den Großen, der er gern wäre.

Grandios, wie Tamahe das in seinem Film umsetzt. Und er selber frönte einem Schüler-Lehrer-Verhältnis, in dem er sich unter die Fittiche des mexikanischen Oscar-Gewinners Alfonso Cuarón begab, aber – anders als sein Protagonist Sharad – entpuppt sich dieser Filmemacher als Meister einer Art indischen Arthausfilms. Wesentlich liegt die Authentizität aber auch an darstellerischen Leistungen von Aditya Modak als Sharad und von Arun Dravid als Guruji. Ein Seh- und Musikerlebnis der anderen Art, das Innerste musikalisch nach außen kehrend und mit der Handlung aber auf dem Boden bleibend und keineswegs behauptend, dass Musik nur göttlich wäre. Die dem nachströmen, können schnell auf die Nase fallen. Wie auch anderswo im Leben.

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