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Der Tod in Oran

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„Der ehemalige Oberst Chabani wurde gestern wegen Rebellion, Gefährdung der Staatssicherheit und bewaffneten Widerstandes zum Tod verurteilt.“ Das kurze Kommuniąuė verhalf Algiers einziger Abendzeitung — dem von Lumumbas Expropagandachef und Exilrussen Serge Michel bisher mit vergeblicher Liebesmühe zum sozialistischen Boulevardblatt aufgezäumten „Alger Ce-Soir" — erstmals zum Totalausverkauf. Uber den Ausgang der Standgerichtsverhandlung gegen Chabani bestand zwar schon am Vortag kaum Zweifel, ebensowenig war ein Bericht über die näheren Umstände oder gar ein Für und Wider im linientreuen Michel-Blatt zu erwarten. Die „Ce- Soir“-Käufer wollten es nur schwarz auf weiß lesen, was sie noch vor kurzem für unmöglich hielten. Sie fühlten durchaus richtig: Nicht die Chabani-Affäre an sich machte Algiers Volk nervös. Mit dem Todesurteil tritt Benbellas Regime — wie vor ihm andere sogenannte Volksdemokratien — in eine neue Ära ein, nämlich in seinen eigenen Stalinismus.

Die „Chabani-Story“

Chabani, nicht nur Exoberst, sondern auch ehemaliges Mitglied von Politbüro und Zentralkomitee der Staatspartei, war einer der einst hart umworbenen Wilaja-Chefs. Diese hielten im Sommer 1962, nachdem Frankreich die Macht an ein vorläufiges, ziemlich schwächliches Exekutivorgan übergeben hatte, des Landes Schicksal in der Hand.

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