Bier - ©  Filmladen

Durst aufs Handwerk

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Der Schatten von Big Beer, wie es die Branche nennt, ist im neuen Dokumentarfilm von Friedrich Moser („The Brussels Business“) allgegenwärtig, aber selten so bezeichnend wie bei seinen Aufnahmen vom Forum der Europäischen Bierbrauer: Drinnen interessieren ihn die widerständigen Worte der anderen, draußen aber stehen als Hauptsponsoren zwei der Großen Drei auf der Tafel. „Bier! Der beste Film, der je gebraut wurde“ huldigt den weltweit ca. 19.000 anderen. Er beschreibt eine Renaissance der Qualität, die hauptsächlich mit dem Begriff Craft Beer verbunden ist, gleichzusetzen mit kleinen Mengen, individuellen und vielfältigen Geschmacksnoten – und einem Vertrieb, der im Extremfall bedeutet, dass die Interessenten am Verkaufstag vor der Brauerei Schlange stehen, um sich die frische Abfüllung zu kaufen. Moser hält sich dabei vorrangig an zwei Protagonisten: Christoph Bichler vom heimischen Szenestar Bierol und den Belgier Peter Bouckaert, der nach Jahrzehnten als Braumeister mit der Purpose Brewery & Cellars in Colorado seine eigenen Vorstellungen umsetzt.

Auf der Suche nach Inspiration und Zutaten bringen ihn die beiden zu den Orten, wo das Handwerk Tradition hat bzw. an dem es gewürdigt wird. Da wird ein Fluss heilig genannt, weil ein besonderer Hefestamm darin gefunden wurde, dort wieder steht ein kleines Gasthaus, in das aus aller Welt die Fans des Lambic, des Sauerbiers, pilgern. Unten im Keller präsentiert der Wirt eine Flasche aus dem Jahr 1968: „Immer noch trinkbar.“ Überall sind Gleichgesinnte, ist Enthusiasmus, ob am Festival in Italien oder in den USA, das sich als Mekka des Craft Beer präsentiert. Mit leuchtenden Augen wird von Fässern erzählt, deren Bäume zwischen 1500 und 1600 gewachsen sein müssen, oder vom Besuch der Mafia, als man gerade in Brooklyn begann. „Bier!“ lebt von diesen Geschichten, von der Leidenschaft, aber auch von der Sinnlichkeit des Geschmacks, die Moser in eine schon werbehafte Ästhetik der Bilder taucht, bei der einzig der Tonschnitt nicht mithalten kann. Das Bewusstsein für ein „besseres Bier“ zu bilden, fällt ihm dennoch leicht – und noch leichter, dabei ziemlich durstig zu machen.

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