7115643-1996_14_19.jpg
Digital In Arbeit

Ein lauter, greller Verdi im Festspielhaus

Werbung
Werbung
Werbung

Claudio Abbado trat als künstlerischer Leiter an, um Karajans Salzburger Osterfestspiele auch im ästhetischen Konzept zu erneuern:

Zum Fest des 30jährigen Bestehens holte er nun für seinen ersten Verdi-„Otello" im Großen Festspielhaus den Filmregisseur Ermanno Olmi und den Bühnenbildner Lucio Fanti: Ein Schritt zurück in Karajans Zeiten, zu dessen Allerweltstheater mit Steh-Inszenierungen an der Rampe.

Olmi und Fanti ist für Otellos Zypern eine mickrige Felseninsel mit zahllosen Stufen eingefallen, über die Sänger und Statisterie unablässig klettern, wenn sich nicht gerade das Treppenhaus auftut, um den Blick in ein stilles Kämmerlein freizugeben. Das ist ebenso häßlich wie sinnlos.

Aber Abbado hat Glück im Unglück. Er hat drei Sängerstars, die konkurrenzlos sind: Placido Domingo - ein vor Eifersucht, (Selbst)-Haß und Zerstörungslust rasender Otello mit wunderbaren Momenten im vierten Akt; Barbara Frittoii - eine zarte Des-demona mit warmem Timbre, deren Liebestod berührt; und Ruggero Rai-mondi - ein teuflischer Intrigant, dessen verbohrter Haß alle in den Untergang führt.

Raimondi trumpft mit schwarzer Stimme und Dämonie auf; er ist die aufregendste Figur der Tragödie. Abbado läßt mit seinen Berliner Philharmonikern viele Wünsche offen. So laut und grell darf man Verdi nicht musizieren.

Aber er macht das alles wenigstens mit einem tiefempfundenen vierten Akt wett. Das Publikum wirkte enttäuscht.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung