Eine fiktionale Näherung

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Was kann und soll ein Film über Angelo Soliman leisten, der im Wien des Josephinismus als exotischer Zeitgenosse an Fürstenhöfen tätig war und nach seinem Tod 1796 in einem Museum ausgestopft wurde - und zwar nicht als hiesiger Kammerdiener, sondern in der Gewandung eines Wilden aus dem fernen Afrika? Wenn Regisseur Markus Schleinzer im Interview (s. u.) darauf hinweist, dass 1. man gar wenig über Solimans Leben weiß, und 2. die Geschichten, die über ihn kursieren, zum größten Teil historisch falsch sind, dann legt er auch seinem neuen Film "Angelo" die Latte hoch. Jedenfalls etwas zu hoch. Denn "Angelo" bleibt doch eine Fiktion, auch wenn sich sein Regisseur und Autor gemüht haben mag, das, was von Soliman belegt ist, getreulich in den Plot aufzunehmen. Aber da das jedenfalls nicht genug ist, um einen ganzen Spielfilm zu bestreiten, verbleibt er mehr in der Imagination als in der Realität. Vielleicht kann man außerhalb Österreichs, Soliman ja tatsächlich "neu" begegnen (© Schleinzer), aber hierzulande verbleibt "Angelo" in der Reihe fiktionaler Näherungen, wenn auch mit einem sympathischen Unterton, sprich die kolonialistische und paternalistische Attitüde gegen den "Wilden" an Österreichs Höfen wird kritisch thematisiert. Der Aufwand ("Angelo" benötigte allein fünf Darsteller des Protagonisten in den verschiedenen Lebensabschnitten) war groß, und die filmische wie erzählerische Genauigkeit soll auf jeden Fall gewürdigt bleiben. (Otto Friedrich)

Angelo A/LUX 2018. Regie: Markus Schleinzer. Makita Samba, Alba Rohrwacher, Larisa Faber, Gerti Drassl. Filmladen. 111 Min.

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