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„Emily“: Ein Schicksal als Bilderbuchromanze

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Nur in einer Szene blitzt auf, was für ein Film das Brontë-Biopic „Emily“ hätte werden können.

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Nur in einer Szene blitzt auf, was für ein Film das Brontë-Biopic „Emily“ hätte werden können.

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Georges Bataille nannte es Schicksal, dass Emily Brontë, die „nicht das Geringste von der Liebe erfuhr“, mit ihrem Roman „Sturmhöhe“ so tief in die Abgründe der Leidenschaft blicken konnte. Frances O’Connor stellt im Biopic „Emily“ die Gegenthese auf: Emily Brontë erfuhr sehr wohl etwas von der Liebe, und zwar in Gestalt eines feschen Dorfvikars (Oliver Jackson-Cohen). Dass sich Filme Freiheiten gegenüber historischen Tatsachen herausnehmen, ist legitim, häufig geschieht dies jedoch zuungunsten der porträtierten Künstlerin (wie jüngst in Andrew Dominiks unsäglichem „Blonde“ über Marilyn Monroe). „Emily“ suggeriert, dass es nicht die Abwesenheit realer Liebeserfahrungen ist, die Brontës literarisches Werk angstvoll in seelische Abgründe blicken lässt, vielmehr wird anhand einer Jane-Austen-Bilderbuchromanze Potenzial verschenkt. Das ist deswegen schade, weil Emma Mackey so viel Energie in ihre Rolle als Emily hineinlegt wie Isabelle Adjani damals in Téchinés (überlegenere) Adaption des Lebens der Brontë-Schwestern 1979.

Nur in einer Szene blitzt auf, was für ein Film „Emily“ hätte werden können: Bei einer Séance lässt Emily hinter einer Maske die tote Mutter aufleben. Das ist derart unheimlich, dass man daran denken muss, wie Ken Russell die Welt Mary Shelleys imaginierte („Gothic“, 1986). Als Mitbegründerin der Gothic Novel hätte sich Emily Brontë auch so einen Film verdient.

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