Filmdenkmal und Liebesfilm

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Paris, Anfang der 1990er-Jahre: Aids breitet sich nun schon zehn Jahre aus -und es gibt kaum wirksame Therapien dagegen. Gleichzeitig sind die Mitterrand-Jahre nicht von Transparenz, was Prävention und Verbreitung der Krankheit betrifft, geprägt. Der frühere Premierminister Laurent Fabius, gegen den wegen der Vertuschung von mit HIV-Viren kontaminierten Blutkonserven ermittelt wurde, kam nie vor Gericht. Und den führenden französischen Pharmakonzernen warfen nicht zuletzt Aids-Kranke und HIV-Positive vor, sie würden um des Profits willen Forschungsergebnisse zu Aids-Medikamenten verheimlichen. Gegen diese Zustände etablierte sich die Bewegung "Act Up Paris", die mit spektakulären Aktionen -wie etwa die Beschmutzung einer Pharmakonzernzentrale durch Theaterblut - auf das Schweigen der Politik gegenüber Aids aufmerksam machte.

Regisseur Robin Campillo, einst selber Aktivist von "Act Up", setzt den Mitstreitern von damals im Film "120 BPM" ein eindrückliches Denkmal. Er erzählt die Geschichte zum einen, indem er die langen, auch zermürbenden Diskussionen der Aktivisten sowie deren Aktionen mit der Handkamera nachstellt, und zum anderen als ergreifende Love Story von Nathan (Arnaud Valois) und Sean (Nahuel Pérez Biscayart), wo der eine den anderen auch beim Sterben begleitet. Ein rasantes wie tief berührendes Zeugnis einer gar nicht so fernen Vergangenheit. Die Darsteller des schwulen Liebespaares, aber auch das Ensemble der Akivist(inn)en (darunter Adèle Haenel) beeindrucken ganz und gar.

120 BPM (120 Battements par Minute) F 2017. Regie: Robin Campillo. Mit Arnaud Valois, Nahuel Pérez Biskayart, Adèle Haenel. Thimfilm. 144 Min.

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