playground - © Stadtkino

Grausame Kinder – „Playground“

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Die Belgierin Laura Wandel vermittelt in „Playground“ einen beklemmenden Einblick – nicht nur in kindliche Sehnsucht nach Zugehörigkeit, sondern auch in Mobbing und Ausgrenzung.

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Die Belgierin Laura Wandel vermittelt in „Playground“ einen beklemmenden Einblick – nicht nur in kindliche Sehnsucht nach Zugehörigkeit, sondern auch in Mobbing und Ausgrenzung.

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Nicht loslassen will die siebenjährige Nora (Maya Vanderbeque) in der ersten Einstellung ihren etwas älteren Bruder Abel (Günter Duret) auf dem Pausenhof der Schule.

Fest umarmt sie ihn und weint. Die Kamera von Frédéric Noirhomme ist hautnah an ihrem Gesicht und ganz auf Augenhöhe mit dem kleinen Mädchen. Intensiv und unmittelbar werden so Noras Angst vor dieser neuen und unbekannten Lebenswelt, aber auch die enge Beziehung zu ihrem Bruder vermittelt.

Laura Wandel folgt in ihrem Langfilmdebüt konsequent diesem kleinen Mädchen. In jeder Szene ist Nora präsent. Der Fokus liegt ganz auf ihrem Gesicht. Groß- und Nahaufnahmen dominieren, durch geringe Schärfentiefe bleibt der Hintergrund verschwommen, sodass die Konzentration auf die Protagonistin noch verstärkt wird.

Erwachsene bekommt man kaum zu Gesicht – und wenn, dann meist nur fragmentiert, reduziert auf Arme und Hände. Auch auf Musik verzichtet die 33-jährige Belgierin, beschwört aber durch Kinderschreien und Geräusche immer wieder dicht die Atmosphäre auf dem Pausenhof oder im Klassenzimmer.

Radikal aus Kinderperspektive

Nicht nur in dieser Engführung des Blicks und der Konsequenz, mit der Wandel diesen Stil durchzieht, erinnert „Playground“ an László Nemes’ KZ-Film „Son of Saul“, sondern auch in der Ausblendung jeden Umfelds. Keine Vor- und Nebengeschichten gibt es, der einzige Schauplatz ist die Schule. Der Vater mag Nora und Abel zwar immer wieder abholen, doch der Film begleitet die Geschwister nicht nach Hause. Nichts erfährt man auch über die familiären Verhältnisse. Nora versucht, Anschluss bei ihren Mitschülerinnen zu finden, gleichzeitig sieht sie aber auch, wie ihr Bruder gemobbt wird. Schonungslos zeigt Wandel die Grausamkeit von Kindern, wenn Abel von größeren Mitschülern immer wieder in die Klomuschel gesteckt oder in einen Müllcontainer geworfen wird.

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