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Hausbackene Tragödie

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Im Akademietheater rollt, im hohen Januar und auf dem Höhepunkt der Faschingszeit, die „S e p t e m b e r f 1 u t“ von Daphne du Maurier über die Bühne. Arfs mehrfachen Gründen denkt man bei dieser Aufführung an den jCarneval: die Autorin laßt ihre fünf Personen in Ichematisch-flächenhaften Rollen über die Bühne tanzen, nach wenigen Minuten weiß man Anfang und Ende des Stücks. Eine reife Frau scheint sich mit ihrem Schwiegersohn im Wirbel der Gefühle tu verlieren, am Morgen nach der Flut findet jedoch alles schnell in die alte Ordnung zurück. Carnevale: Entsagung, Verzicht, nach dem Tanz der Gefühle. Obwohl die Regie mit bravem Fleiß die dünne Handlung durch Mövengeschrei, Hundegebell, Wogenbrausen unterstützt, kann sie den untiefen Masken keine Innendimension schenken. Wo nicht viel da ist, kann nicht sehr viel werden. Mit Sehnsucht denkt man zurück: was haben zwischen Ibsen und Gerhart Hauptmann doch Dramatiker aus solchen Themen herausgeholt; wie knistert dort alles, gewittert von Spannungen i(auch ohne Meergebraus), wenn die Generationen und Geschlechter aufeinandergestoßen, im Kampf elementarer Gewalten. Hier ringen die Schauspieler sichtlich mit den simplen, hausbackenen Figuren. Am besten zieht sich Curd Jürgens aus der Patsche; er unterspielt seinen linkisch-besinnlichen Malerhelden, der zwei Monate zwischen der romantischen-gefühlsamen Mutter (Dagny Servaes) und der knabenhaften Tochter (Annemarie Düringer) whiskytrinkend, und, natürlich auch malend, herumschwimmt. Zur Zufriedenheit aller, der Spjeler wie des Publikums: die ganze Aufführung dauert knapp zwei Stunden, so daß für anschließende Unterhaltung oder Arbeit Muße bleibt.

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