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Heiter bis ernst

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Über Geschmack läßt sich bekanntlich streiten! Bei dem italienischen Farbfilm „Casanova 70“ werden sich demnach die Geister scheiden, denn die strapaziösen Liebesabenteuer eines NATO-Offiziers, der nur lieben kann, wenn damit Gefahren verbunden sind, sind sicherlich nicht jedermanns Sache. Marcello Mastroianni leiht dieser Rolle seinen routinierten Charme, doch mit Fortschreiten der Geschehnisse versiegen die Pointen, und sein Spiel wird zur monotonen Lässigkeit. Ein paar zahme Seitenhiebe auf die Psychoanalyse sollten diese .^gefährlichen Liebschaften“ mit elf internationalen Schönen auflockern, aber der Humor wird immer ärmer an Witz und Geschmack, wenn auf dieses „Casanovas“ klägliches Versagen bei normalen Liebesbedingungen angespielt wird, immer fragwürdiger, aber über Geschmack läßt sich ja bekanntlich streiten!

Der amerikanische Streifen „Der Mann vom großen Fluß“ gibt dem herrlichen James Stewart Gelegenheit, alle Register seiner prächtigen Charakterisierungskunst zu ziehen. Wenngleich auch der Film formal eher konventionell geraten ist, besticht er d>ch vom Thema her. Es ist ein echt menschliches Schicksal, wenn ein Mann inmitten des amerikanischen Bürgerkriegs die Seinen aus diesen blutigen Wirren heraushalten will, bis er schließlich doch einsehen muß, „daß niemand in Frieden leben kann, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt“. Zuweilen klingen Töne an, die an den unvergessenen Gary-Cooper-Film „Lockende Versuchung“ erinnern. Es ist ein wirklich sehenswerter Film mit einer gültigen menschlichen Aussage.

Ein weiterer amerikanischer Film spielt im letzten Krieg: „Cölonel von Ryans Express“ schildert die Fluchtabenteuer von ein paar Hundert alliierter Soldaten aus italienischer Kriegsgefangenschaft. Ein aufwendiger Abenteuerfilm voll Spannung, der aber bedenklich schnell vergessen läßt, daß der Anlaß dieser reißerischen Begebenheiten die tragischeste Katastrophe des Menschen, der Krieg, ist. Dieser erhält durch den Film ein zu smartes Gesicht, verbrämt mit ein wenig patriotischem Pathos. Der Krieg aber ist und bleibt das grausigste Versagen der Menschheit.

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