jackie - © Tobis

"Jackie": Kämpferin um die Deutungshoheit

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Der chilenische Filmemacher Pablo Larraìn setzt sich in "Jackie" mit der ikonischen Frau an John F. Kennedys Seite auseinander.

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Der chilenische Filmemacher Pablo Larraìn setzt sich in "Jackie" mit der ikonischen Frau an John F. Kennedys Seite auseinander.

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Wird er sich an Kennedy orientieren, an Reagan oder an wem? Medial wurde in den Tagen vor seiner Antrittsrede ausgiebig über die innewohnende Symbolik spekuliert, mit der US-Präsident Donald Trump gleich nach der Angelobung einen Ausblick auf sein Amtsverständnis geben würde. Wobei die Schwarmbeobachter des Internets letztlich ein ganz anderes Image-Mosaiksteinchen aus der Ansprache zogen: Eine Passage besaß auffällige Ähnlichkeit mit den Worten eines "Batman"-Bösewichts.

Allein präsidiale Maßstäbe, an denen Trump bzw. seine First Lady Melania gemessen werden, gibt es viele. Den Goldstandard darunter porträtiert der Chilene Pablo Larraín in "Jackie". Er katapultiert zurück in den November 1963, in die Tage nach der Ermordung John F. Kennedys, wo dessen Witwe neben ihrer Trauer darum ringt, wie die Nachwelt ihre Zeit im Weißen Haus in Erinnerung behält. Ein Interview, für das sie den Life-Journalisten Theodore H. White auf ein menschenleeres Anwesen in Hyannis Port bestellt, soll entscheidender Bestandteil ihrer Deutungshoheit sein.

Für Larraín und das puzzlehafte Drehbuch von Noah Oppenheim ist der Schlagabtausch, der sich dort entwickelt, einer von mehreren Schlüsseln, um zur Person Jacqueline Kennedy vorzudringen, zum scheuen, Laster frönenden Menschen, dessen Anwiderung in diesen privaten Momenten hinter der Anmut hervor bricht.

Zwischen Familie, Schmerz, Ruhm

Zwischen Familie, Schmerz, ungewolltem Ruhm und dem Eindruck, nie mehr als ein geduldeter Gast gewesen zu sein, bringt Natalie Portman in die Mammutaufgabe dieser Darstellung eine Unzahl nuancierter Empfindungen ein. Dazu gehört auch die Nervosität, mit der sie die berühmte Führung durchs Weiße Haus nachstellt, mit der die echte Jackie der US-Öffentlichkeit einst ihren Einsatz für den Innendekor des Präsidentensitzes präsentierte. So wie sie die ikonografische Bedeutung der Räumlichkeiten auflud, indem sie geschichtsträchtige Möbel ankaufte und Kuratoren installierte, so sucht auch der Film die Nähe zu jenen ikonischen Bildern, die mit Jacqueline Kennedy verbunden sind: Er emuliert das Raster der TV-Übertragung, regelt herunter auf die Auflösung der Zapruder-Aufnahmen vom Attentat, passt sich der Körnigkeit des Filmmaterials und den Farben der 1960er an, um von den Originalbildern wie aus einem Guss in die Erzählung hinter den staatstragenden Kulissen überzugehen.

Von der schmeichelnden Sorte ist "Jackie" nicht. Der Film verfolgt auf beeindruckende Weise zwei Ziele: das Psychogramm einer Person zu zeichnen und an den Ursprung eines politischen Vermächtnisses vorzudringen -von dem wir jetzt nur noch sehen müssen, wie weit auch ihre heutigen Nachfolger davon fasziniert sind.

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