JeanneDuBarry - © Foto: Panda

Macht bei Hofe

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„Jeanne du Barry“: Maiwenn inszenierte sich selbst als Mätresse von König Louis XV., der von Johnny Depp verkörpert wird. Der Eröffnungsfilm der Filmfestspiele Cannes kommt nun ins Kino.

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„Jeanne du Barry“: Maiwenn inszenierte sich selbst als Mätresse von König Louis XV., der von Johnny Depp verkörpert wird. Der Eröffnungsfilm der Filmfestspiele Cannes kommt nun ins Kino.

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Oftmals ist die Stimmung, die einen Film umgibt, nicht die, die er verdient. Im Fall von Maiwenns „Jeanne du Barry“ wurde die Premiere im Mai in Cannes von #MeToo-feindlichen Aussagen der Regisseurin überschattet, und auch der Umstand, dass Maiwenn Johnny Depp eine Rolle gab, war umstritten – der gerichtlich freigesprochene Mime laboriert an schlechten Beliebtheitswerten, seit er einen Rosenkrieg mit seiner Ex führt. Der Film tut so, als gingen ihn die Sorgen seiner Macher nichts an, denn da gibt es noch viel schlimmere Skandale zu sehen: Maiwenn entführt in das prachtvolle und eben skandalträchtige Frankreich des 18. Jahrhunderts und erzählt die Geschichte von Jeanne du Barry, einer Frau, die vom einfachen Mädel zur Mätresse des Königs aufstieg und nach der Macht griff. Unterwegs stieg sie durch zahllose Betten immer adeliger werdender Herren, darunter Graf Du Barry (Melvil Poupaud), der sie durch seine Beziehungen zu Kardinal Richelieu (Pierre Richard!) an König Louis XV. (Johnny Depp) weiterreichte. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Aber es startet nun auch das große Verderben. Der Film beeindruckt mit der opulenten Ausstattung und detailgetreuen Darstellung des französischen Hofes. Die Kostüme und Kulissen vermitteln ein reichhaltiges Bild von Pracht und Dekadenz, sind aber auch die Bühne für die politischen Intrigen und sozialen Ungerechtigkeiten jener Zeit. Maiwenn verlangt sich als Schauspielerin viel ab: Sie beeindruckt durchaus mit ihrer glaubwürdigen Transformation von der einfachen Hure zur einflussreichen Hofdame und zeichnet ihre Figur überaus ambivalent. Es geht um Verführung, Machtstreben und Verletzlichkeit. Als Regisseurin gelingt Maiwenn, die Abgründe des Hofes, die komplexen Beziehungsgeflechte in Adelskreisen und die Routine des königlichen Lebens lebendig einzufangen. Es dürfte viel Recherche in diesem Film stecken. Was auch zugleich zu seinem Problem wird. Der Duktus des Hofes bringt stellenweise Leerläufe und Langatmigkeit in die Erzählung, manche Nebenfigur hätte man schlichter ausgestalten können. Das nimmt „Jeanne du Barry“ aber nicht seinen Trumpf, immer wieder fesselnd über den französischen Hof und seine Protagonisten zu berichten. Visuell ist der Film überaus prachtvoll, und auch Johnny Depp fühlt sich im historischen Dekor sichtlich wohl. Die eigenen Probleme hat er hier in der Rolle des Königs sichtlich hintangestellt.

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