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Mussets Marianne in Salzburg

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In einer freien deutschen Bearbeitung von Jean-Pierre Ponelle und Wolfgang Mühlbauer ging Alfred de Mussets Schauspiel „Les caprices de Marianne“ als österreichische Erstaufführung über die Bühne des Landestheaters; ein Stück, das sich in Matiaseks Konzept eines komödiantischen Theaters mit litera rischem Anspruch auf das natürlichste einfügt. Das frivole Maskenspiel im Karneval des Lebens kreist um Liebe und Freundschaft, um Freiheit und romantische Empfindung — und mit feinem Humor um das unlösbare Rätsel der weiblichen Natur. Marianne, mit dem alten und despotisch eifersüchtigen Claudio verheiratet, ist es, die uns dieses Rätsel aufgibt, die sich vor der jugendlichen Leidenschaft Cellos hinter ihrer unwürdigen Bindung verschanzt, aber rebelliert, wenn der Ehemann Unterordnung verlangt; die den verschmäht, der sie begehrt, und den begehrt, der sie verschmäht. Von tiefer Wirkung ist die plötzliche Wendung ins Tragische, mit der die Farce schließt. Der Tod fährt in den Maskenreigen, und die luftige Gesellschaft zerstiebt. — In dem poetischen

Gewebe des Spiels schimmert ein Einschuß jener Schwermut der Lust, jener melancholischen Grazie, die das Leben des Dichters durchwirkte und auflöste.

Die Inszenierung von K. H. Streibing ließ auf dem Grund des bunten Treibens in jedem Augenblick die Drohung des Schicksals ahnen; in Monika von Zal- lingers Ausstattung war der Geist der französischen Romantik lebendig. Die Rolle der Marianne gab Felicitas Ruhm Gelegenheit, ihre vielfältigen Ausdrucksmittel in reizvoll irisierenden Facetten zu zeigen. Ludwig Hillinger verkörperte überzeugend das tödliche Nichts des selbstsicheren Spießers Claudio. Als glühender Liebhaber napolitanischer Prägung überraschte Peter Kollek; die sonst für ihn charakteristische intellektuelle Schärfe ging im Überschwang jugendlicher Leidenschaft auf. — Eigenartig traumhaft und hintergründig die Choreographie Manfred Tauberts.

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