Pasolini - © Filmladen: Willem Dafoe als Pasolini

"Pasolini": Eine grandiose Imagination

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Otto Friedrich über Abel Ferraras Hommage "Pasolini".

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Otto Friedrich über Abel Ferraras Hommage "Pasolini".

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Abel Ferrara gehört nicht zu den einfachen Filmemachern. Sein vorletztes Opus über die Sexaffäre von Dominique Strauss-Kahn (mit Gérard Depardieu) kam erst gar nicht in die regulären Kinos. Nun versucht sich Ferrara in "Pasolini" am letzten Tag im Leben des italienischen Jahrhundert-Regisseurs und Autors. Ferrara setzt dabei nicht nur seinem Idol ein Filmdenkmal, sondern es gelingt ihm durch Willem Dafoe in der Titelrolle, dem Protagonisten in weit mehr als der Physiognomie nahezukommen: Auf diese Weise wird Pasolini zum Getriebenen, der sich im gewalttätigen Italien der 1970er-Jahre verliert. Seine Ermordung in der Nacht auf den 2. November 1975 am Strand von Ostia gibt ja bis heute zu allerlei Mutmaßungen Anlass. Ferrara hält sich jedoch nicht mit den kursierenden Verschwörungstheorien auf, sondern zeigt den Mord fast beiläufig trivial und ohne jede bedeutungsschwangere Aufladung. Das ist ihm hoch anzurechnen. Dafür gelingt ihm eine konzise Darstellung jener ebenso morbiden wie faszinierenden Stadt Rom, in der Pasolini seine letzten Stunden verbringt: das Stricher-Milieu, in dem sich der homosexuelle Filmemacher bewegte, seine Frauen - darunter die Mutter, zu der er zeitlebens eine innige Beziehung unterhielt, und die ihn überleben musste. Ein Genistreich ist der letzte Pasolini- Film, den Ferrara imaginiert: Dessen Darsteller tragen die bezeichnenden Namen Epifanio und Nunzio, wobei der erstere vom langjährigen Pasolini-Geliebten Ninetto Davoli gespielt wird und Nunzio eine Rolle für den jungen Ninetto Davoli (Riccardo Scamarcio) darstellen soll. Ein Film im Film - oder ein Vexierbild einer vielschichtigen Existenz, die Pasolini zweifellos war.

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