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Rasende Rache

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Scharfe Konturen der Charaktere liefert Hans Neuenfels Inszenierung, die noch bis 2. Juni im Wiener Odeon zu sehen ist. Drei große Damen der deutschen Theaterwelt beherrschen die Bühne: Rosel Zech als Solange und Elisabeth Trissenaar als Ciaire sprühen vor orgiastischem Haß und glühendem Temperament. Zielscheibe ihrer Gefühlswelt ist ihre Herrin, die charismatische, strenge und vehemente Madame von Nicole Heesters.

In einem selbstzerstörerischen Rollenspiel vollziehen die beiden Zofen Solange und Ciaire in abwechselnden Rollen den Mord an ihrer Herrin. Sie wollen sich rächen für die Verachtung, die sie spüren und für das süffisante Lob, das ihnen entgegengebracht wird. Rosel Zech verleiht dabei Solange den Charakter einer züngelnden, hinterlistigen Schlange, Elisabeth Trissenaar als Ciaire ahmt mit pointierter Genauigkeit ihre Herrin nach.

Der Plan der Zofen, ihr grausames Spiel in die Realität umzusetzen, scheitert trotz geschickter Intrigen und heimtückischer Giftmischungen. Ihr Vorhaben erfüllt sich nur in der Traumwelt des Rollenspiels. Als Madame verkleidet, trinkt Ciaire den vergifteten Tee, den sie zuvor unermüdlich ihrer Herrin einflößen wollte. Solange bleibt zurück und wird sich den Konsequenzen stellen müssen.

Dem Drama Jean Genets dürfte der aufsehenerregende Fall der Schwestern Papin aus dem Jahr 1933 zu Grunde liegen, die an ihrer Madame und deren Tochter ein grausames Blutbad anrichteten.

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