Rassenwahn im Musterland

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Amanda Kernell erzählt in ihrem Spielfilmdebüt "Das Mädchen aus dem Norden" am Schicksal einer 14-jährigen Samin zutiefst bewegend von der Demütigung dieser Volksgruppe im Schweden der 1930er Jahre. Wie Zirkustiere werden die samischen Schüler im Internat vorgeführt, die Verwendung der eigenen Sprache wird ihnen verboten, ihr Körper wie im NS-Rassenwahn vermessen. Nicht verwundern kann es, dass Elle Marija angesichts dieser Schikanen ihre Identität zunehmend verleugnet, sich als Schwedin ausgibt und in den Süden des Landes flüchtet.

Leise, aber erschütternd erinnert Kernell gerade durch die Konzentration auf die von Cecilia Sparrok großartig gespielte Protagonistin an diesen vergessenen schwedischen Rassismus. Gleichzeitig erzählt sie aber auch bewegend von diesem Befreiungsversuch Elle Marjas und dem Preis, den sie für diesen Bruch mit ihren Wurzeln und die bedingungslose Anpassung an den schwedischen Lebensstil zahlt.

Immer wieder macht die 32-jährige Regisseurin, die selbst Tochter eines Samen ist, in langen Einstellungen die Einsamkeit dieses Teenagers erfahrbar. Viel Zeit lässt sie auch der in jeder Szene präsenten Sparrok, die Gefühle der jungen Samin ohne viele Worte einfühlsam zu vermitteln. Gerade durch diese ruhige Erzählweise entwickelt diese Comingof-Age-Geschichte eine Tiefe und emotionale Kraft, die dafür sorgen, dass man dieses fiktive Schicksal und damit auch das der schwedischen Samen insgesamt nicht so schnell vergessen wird.

Das Mädchen aus dem Norden (Sameblod) S/N/DK 2017 Regie: Amanda Kernell. Mit Cecilia Sparrok. Polyfilm. 110 Min.

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