Schrille Cristiano-Ronaldo-Parodie

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Von allen gefeiert und verehrt wird der portugiesische Fußballstar Diamantino (Carloto Cotta) in Gabriel Abrantes und Daniel Schmidts gleichnamigem Spielfilmdebüt. Wenn er auf dem Platz steht und den Ball führt, sieht er nur noch rosa Wolken und Hundewelpen. Viel Ahnung von der realen Welt und ihren Problemen hat er aber nicht und versteht so auch überhaupt nicht, was los ist, als neben seiner Yacht ein Schlauchboot mit afrikanischen Flüchtlingen gesichtet wird.

Diese Begegnung irritiert Diamantino aber nachhaltig, sodass er im WM-Finale statt der Hundewelpen Flüchtlinge sieht und prompt den entscheidenden Elfmeter für Portugal verschießt. Der darauffolgende Weinkrampf macht ihn zur weltweiten Lachnummer. Nicht genug damit versuchen auch noch zwei lesbische Agentinnen eine Steuerhinterziehung Diamantinos aufzudecken, während seine geldgierigen Zwillingsschwestern danach streben, aus ihrem Bruder noch mehr Geld zu machen, indem sie ihn einer Doktorin zum Klonen und einer nationalistischen Partei für Werbefilme für einen EU-Austritt verkaufen.

Pure Ironie sind Inserts am Beginn, die bekräftigen, dass jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen rein zufällig und ungewollt seien, denn unübersehbar nach dem portugiesischen Fußballstar Ronaldo ist der Protagonist gestaltet. Genau orientieren sich Abrantes/Schmidt an dessen Posen und Mimik. Bissig ziehen sie ihn durch den Kakao, zeichnen ihn als weltfremden Volldeppen, gleichzeitig aber auch als herzensguten Menschen. Die lustvolle Parodie auf diesen Fußballgott verbindet das Regie-Duo mit einer schrillen Satire auf ziemlich alle aktuellen Themen vom grassierenden Nationalismus über die Probleme der EU bis zur Flüchtlingskrise.

Mit hehrer Filmkunst hat das wenig zu tun, denn bewusst trashig ist das gemacht. Die Bilder sind schlecht ausgeleuchtet, die digitale Animation von Szenen ist unübersehbar und die Figuren scheinen einem klassischen B-Movie entsprungen. Sicher nicht jedermanns Sache ist dieser knallbunte Film, der im gegenwärtigen Kino ziemlich singulär dasteht und an die Filme eines John Waters oder Monty Python erinnert. Lässt man sich allerdings darauf ein, kann die spürbare Lust, mit der Abrantes und Schmidt diesen irren Trip realisierten, durchaus ansteckend wirken, und "Diamantino" in seiner Wildheit und Durchgeknalltheit großen Spaß bereiten.

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