"Sibyl - Therapie zwecklos": Film, Literatur und Psychoanalyse
Heidi Strobel über "Sibyl - Therapie zwecklos" von Regisseurin Justine Triet.
Heidi Strobel über "Sibyl - Therapie zwecklos" von Regisseurin Justine Triet.
Die gehemmte Sibyl verkleinert ihre psychoanalytische Praxis, um sich mehr ihrer Autorenkarriere zu verschreiben. Großzügig bedient sie sich für ihren Roman der Gespräche mit ihrer neuen Klientin Margot, einer Schauspielerin.
In der Arbeit mit ihr lebt sie zunehmend ihre Gegenübertragung aus, die von einer unverarbeiteten Beziehung herrührt. – Justine Triets diskursives Entwicklungsdrama „Sibyl – Therapie zwecklos“ beschäftigen viele, wenn auch nicht neue Fragen. Worin ähneln sich Literatur, Film und Psychoanalyse? Und wie hängt Begehren mit Macht zusammen?
Dabei kommt der Film etwas zäh und sperrig daher, mit intellektueller und assoziativer Montage empfindet er Sibyls Wahrnehmung und psychische Arbeit nach, in der sich Erinnertes, Erlebtes und Margots Erzählungen ineinanderschieben. Wenn sie schließlich ihrer Klientin auf die Insel Stromboli nachreist, gewinnt der Film dem destruktiven Geschehen auch komische Seiten ab.
Die Autorin ist freie Filmkritikerin.