Souls_of_a_river.jp - © Filmdelights

„Souls of a River“: Zwischen den Identitäten

19451960198020002020

Die Erzählweise des Dokumentarfilms ist langsam, poetisch und fließend.

19451960198020002020

Die Erzählweise des Dokumentarfilms ist langsam, poetisch und fließend.

Werbung
Werbung
Werbung

I n Chris Krikellis’ mit dem Großen Diagonale-Preis des Landes Steiermark ausgezeichneten Dokumentarfilm „Souls of a River“ liegen Schönheit und Schrecken nahe beieinander. Denn einerseits sind die Cinemascope-Bilder der weitgehend verlassenen Landschaft am griechisch-türkischen Grenzfluss Evros von bestechender Schönheit, andererseits spürt der deutsch-griechische Filmemacher hier nicht nur seiner eigenen Identität nach, sondern auch dem Schicksal von Flüchtlingen, die an dieser EU-Außengrenze ertranken.

Feinfühlig verbindet Krikellis dabei Erinnerungen an seine eigene Familie, die diese Rückkehr in sein Heimatland auslösen, mit Begegnungen mit dem Gerichtsmediziner Pavols Pavlidis, der ertrunkene Flüchtlinge identifizieren muss. Als dritte Ebene kommt auch noch die zunehmende Entsiedelung, in der fast nur noch alte Menschen zurückgeblieben sind.

Wie vom Gras überwachsene Eisenbahnschienen und Zapfsäulen einer Tankstelle von diesem Verschwinden der Menschen künden, so lässt Kamerafrau Judith Benedikt mit ruhigen Landschaftstotalen und langsamen Schwenks über den Fluss und die Felder nicht nur in den meditativen Rhythmus dieses essayistischen Dokumentarfilms eintauchen, sondern löst auch Gedanken an die tragischen Schicksale aus.

Krikellis lotet diese Themen aber nicht schwergewichtig aus, sondern ganz dem Fluss entsprechend, der immer wieder ins Bild gerückt wird, bleibt die Erzählweise poetisch und fließend. Bruchlos fügen sich die einzelnen Ebenen zu einem berührenden Ganzen. So verlangt „Souls of a River“ in seiner langsamen Erzählweise vom Zuschauer zwar Einfühlungsvermögen und Geduld, doch lässt man sich darauf ein, so wirkt diese einerseits sehr persönliche, andererseits gesellschaftlich aktuelle Spurensuche und Reflexion über Identität lange nach.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung