Die Neue Galerie der Stadt Linz hat zur Zeit ihre Räume sechs Tiroler Künstlern zur Verfügung gestellt. Der dominiernde Eindruck geht von den 40 Blättern Paul F1 o r a s aus, die durchweg in letzter Zeit entstanden sind und es immer deutlicher erkennen lassen, daß dieser vielleicht Bedeutendste unter den Graphikern Österreichs immer weniger des Einfalls bedarf, des Witzes, der gezeichneten Geschichte, und immer mehr sein Auslangen in dir rein graphischen Aussage und Gestaltung findet. Die Abstraktion gelingt ihm ebenso überzeugend und witzig (Landsknechte) wie sein entlarvendes Spiel mit konstruktivistischen Formen, denen er durch die Fixierung eines archimedischen Punktes zu überraschenden Aspekten verhilft (Der Konstrukteur des Trojanischen Pferdes). In Floras Oevre behauptet sich skurril, winzig, verschwindend oft, aber nie übersehbar, der Mensch; böse, hybrid, eitel, tragikomisch und aberwitzig, aber immer lebendig und letztlich triumphierend über eine Welt der technischen Perfektion. Floras feiner Strich, der in erstaunlichem Maße auch malerischer Wirkungen fähig ist, verbindet barocken Schwung mit konstruktiver Akribie und schafft so eine völlig unpretentiöse Form des Pathos, das seinen Blättern den unvergleichlichen Reiz gibt.
Norbert Drexel (geb. 1933) zeigt Zeichnungen, teils farbig angereichert, die nicht nur in ihrer Ausformung, sondern auch in ihren Motiven an Ausschuß von Moldovan erinnern. Wilfried K i rs c h 1 (geb. 1930) setzt in seinen Ölbildern recht geschmackvoll Farbflecken zueinander in Beziehung, die vom Beschauer mehr oder weniger mühsam zu Stadt- und Landschaftsmotiven züsammengeschaut werden können. Franz Pöhacker (geb. 1927) läßt in seinen Kleinplastiken erkennen, daß auch in Tirol auf diesem Gebiet keine Entdeckungen zu machen sind, und Peter Prandstetters (geb. 1925) in Mischtechnik gearbeitete Aquarelle bringen überzeugend zum Ausdruck, daß Innsbruck einen Max Weiler hat.
