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Unbändiges Käthchen

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Vor elf Jahren erlebte „Kiss Me, Kate“ in der Wiener Volksoper seine österreichische Erstaufführung, machte Aufführungs Serien mit vollen Häusern und rutsche endlich, nach mancherlei kritischen Debatten über das Verhältnis Musical—Operette, in die Versenkung. Man hat es wieder hervorgeholt und siehe, nach mehr als einem Jahrzehnt erweist es sich in voller Jugendfrische, obwohl es seiner Musik und seiner stofflichen Vermischung von Shakespeare und Gegenwart wegen keine Problematik mehr gibt. Das Stück wirkt aus sich selbst, und just diese Wirkung beweist seinen Wert.

In seiner „Neutextierung und Einrichtung für die Volksoper“ von Marcel Prawy hat es an unmittelbarer Wirkung sogar gewonnen; allerdings durch eine Wiedergabe, in der Inszenierung (Heinz Rosen), Spielleitung (Ernst Pichler), Bühnenbilder (Walter Hoesslin), Choreographie (Dia Luca und Heinz Rosen), moderne und historische Kostüme (Gerdago und Alice Maria Schlesinger) in glücklichstem Zusammenwirken mit Musik und Wort das Ganze wie aus einem Guß zur Darstellung brachten. Fred Liewehr, der Mann mit den grauen Schläfen, als Petrucchio ebenso siegreich wie ols Fred Graham, etwas weniger den beiden Gangstern gegenüber, hatte das Publikum von der ersten Szene an für sich. Sonja Mottl-Preger, ebenso unibändig als Käthchen wie als Lilly und trotzdem immer echt weiblich, war die emanzipierte Frau schlimmsten Kalibers. Olive Moore-field als sanfte Bianca (Mickey Lane) gehört wie ein Stück Musik dazu, („Du bist mein Ruin!“) ebenso die beiden Gangster Herbert Prikopa und Friedrich Nidetzky, eine versöhnlich wienerische Ausgabe dieses Genres. Und alle anderen Darsteller bis zur Komparserie teilten sich mit den genannten Hauptdarstellern in Leistung und Erfolg. Heinz Lambrecht hatte als musikalischer Leiter Sänger, Musiker und das Tempo des Ablaufs in sicherer Hand. Es wurde mit Schwung musiziert — und mit Gemüt.

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