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"Und morgen die ganze Welt": Gewalt als Mittel der politischen Auseinandersetzung?

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Jutta von Heinz' Film "Und morgen die ganze Welt" thematisiert die Gewalt von Linken gegen Rechte in der politischen Auseinandersetzung in Deutschland.

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Jutta von Heinz' Film "Und morgen die ganze Welt" thematisiert die Gewalt von Linken gegen Rechte in der politischen Auseinandersetzung in Deutschland.

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Der Kinostart von „Und morgen die ganze Welt“ steht hierzulande noch an, auf DVD/Blu-ray gibt es den Film jedoch schon – und ab 23. April hat ihn auch Netflix im Programm. Julia von Heinz’ Auseinandersetzung mit der Gewaltfrage in der politischen Kontroverse mit rechten Bewegungen ist aber so brisant und filmisch authentisch gemacht, dass die fiktionale Umsetzung auch als politisches Lehrstück in der unschönen Wirklichkeit herhält.

Vor allem die Thematisierung der Gewaltfrage auf der linken Seite des politischen Spektrums gelingt dem Film gut, denn es war herausfordernd, hier ungeschminkt Fragen stellen zu können und gleichzeitig keine Zweifel daran zu lassen, dass in Deutschland (und mittelbar auch hierzulande) die politische Gefahr Nummer eins bei AfD und Konsorten zu verorten ist. Die AfD kommt in „Und morgen die ganze Welt“ namentlich nicht vor, aber in der Symbolik und der Szenerie wie in der Wortwahl von deren Kandidaten und Recken natürlich schon. Und dass von Heinz ein Zitat aus einem in der NS-Zeit vielgesungenen Lied zum Titel gemacht hat, ist natürlich auch ein diesbezügliches Statement.

Die 20-jährige Luisa (Mala Emde), aus gutem und adligem Haus, studiert Jus und will etwas gegen den Rechtsruck im Land tun. Über ihre Freundin Batte (Luisa Céline Gaffron) kommt sie mit einer Antifa-Gruppe in Mannheim in Kontakt und zieht in die Kommune P81. Dort nimmt sie an Aktionen gegen Wahlkampfveranstaltungen der populistischen „Liste 14“ teil. Sie freundet sich mit den linken Aktivisten Lenor (Tonio Schneider) und Alfa (Noah Saavedra) an. Vor allem das Charisma von Alfa zieht Luisa an, und bald ist sie in allerlei Sachbeschädigungen verwickelt – aber es geht auch um Gewalt gegen Menschen, und Luisa steht vor der Frage, ob und wie sie dabei mitmachen kann und will. Als sie bei einer gewalttätigen Auseinandersetzung mit den rechten Gegnern verletzt wird, wird sie vom Altlinken Dietmar (Andreas Lust) verarztet, der für frühere Gewalttaten im Gefängnis war und heute als Revolutions-„Pensionist“ den Realo gibt, der den jungen Linken wieder den Boden unter ihren Füßen zeigt.

Packend und keineswegs beschönigend stellt der Film die Konflikte dar, in die die „idealistischen“ Kämpfer(innen) geraten. Das Dilemma, Gutes zu wollen und Böses als Mittel zum Zweck zu sehen, wird hier nachvollziehbar plastisch, was nicht zuletzt dem Ensemble – allen voran Mala Emde, Noah Saaverdra und Andreas Lust – zu verdanken ist. Aktuell politisches Kino – hoffentlich auch dort einmal zu sehen.

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