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Verschlafener Olymp

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Was man sich von einer Theateraufführung, die frischen Wind in der Politik fordert, erwarten darf? Genau das, frischen Wind, im Theater. In der von Adolf Dresen umgeschriebenen und im Burgtheater inszenierten Offenbach-Operette „Orpheus in der Unterwelt” schlafen zuerst die Götter, gleich darauf das Publikum. Dresen, der aus dem Theater in die Opernregie geflüchtet war und nun ins Theater zurückkehrt, galt nach seiner Flucht aus der DDR einst als Neuaufbereiter der Klassiker, ja, er wurde sogar als ge fährlicher Linker verleumdet - jetzt beglückt er das Theater mit einer von ihm umgeschriebenen und aktualisierten Operette.

Eingeschlafen wie die Götterwelt wirkt der ganze erste Akt, nach der Pause weht während der Verführungsszene (Jupiter holt sich als fliege die Eurydike) kurz ein frisches Lüfterl, dann gibt es ein Wiedersehen (und leider auch Wiederhören) mit der modischen Rockgitarre, die schon in Arthur Millers „Hexenjagd” das „Böse” musikalisch illustrierte und nun dasselbe mit der Hölle tut - ein neues, nicht besonders einfallsreiches Stereotyp. Dresen übt Kritik an der Politik, tut es aber halbherzig und nicht besonders unterhaltend.

Die Schauspieler waren, im allgemeinen, ganz gut - abgesehen davon, daß sie, mit einer halben Ausnahme (Stella Fürst), nicht singen können, jedenfalls nicht Offenbach. Branko Sa-marovski kann in der Fliegenszene abräumen. Robert Meyer macht das Beste aus dem Orpheus, Wolfgang Gasser würde - mit besserem Text -dem bösen Pluto durchaus gerecht und läßt die Schärfe erahnen, die dem ganzen Unternehmen fehlt.

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